Nachdem ich letztens über das Fiesel erzählt habe muss ich nun natürlich auch von meinem treuen Gefährten Jim berichten.
Wir holten ihn aus einem Tierheim, es war im Herbst 1996. Es gab dort eine Menge Katzen, aber die kleine Graue hatte ich von ersten Blick an, in mein Herz geschlossen.
Das Tier war sehr, sehr scheu und die etwas seltsame "Tierpflegerin" hat gemeint, die Katz verkriecht sich nur. Wenn sie die einfangen können, gehört sie Ihnen.
Gesagt getan und so haben wir den Kleinen mit nach Hause genommen.
Leider wurde er schon am nächsten Tag krank. Durchfall, Durchfall und noch mehr Durchfall. Die Tierärztin der wir den kleinen Kater vorstellten war ganz entsetzt. Katzenaids! Was für eine schreckliche Prognose. Der Kleine blieb erst mal übers Wochenende dort und wurde soweit aufgepäppelt, das der Durchfall unter Kontrolle war.
Voller Freude wollten wir den Süßen wieder abholen, doch die Ärztin verlangte 350 DM Honorar!
So viel Geld! Das konnte ich mir als alleinerziehende Mutter gar nicht leisten und so ließ ich den Kleinen schweren Herzens in der Tierarztpraxis zurück.
Ich setzte mich darauf hin unverzüglich mit diesem Tierheim in Verbindung, denn ich fand es schon ziemlich der Hammer, dass mir ein offensichtlich schwer krankes Tier in Obhut gegeben wurde, zumal ich ein kleines Kind zu Hause hatte. Es stellte sich heraus, dass die Katze nicht vom Tierarzt untersucht worden war und eigentlich gar nicht hätte abgegeben werden dürfen. Das Tierheim kam für die Tierarztrechnung auf und wir durften den kleinen, völlig verängstigten Kerl wieder abholen.
Die Tierärztin hat mir Angst gemacht. Das Tier wäre krank, ich solle mir das gut überlegen, grad mit dem kleinen Kind zu Hause. Und der Hammer-Satz: "Sie werden nie ihre Freude an diesem Tier haben!"
Ich dachte mir, ne, auch wenn das Tierchen krank ist, dann hat es vielleicht in seinem kurzen Leben verdient irgendwo hinzugehören und geliebt zu werden. Außerdem war mein Sohn so untröstlich, das konnte ich ihm wirklich nicht antun!
Jim war sehr, sehr ängstlich, sein Fell an den Vorderpfoten wies an manchen Stellen kahle Flecken auf und wenn irgendwo ein Hund auf der Straße gebellt hat, dann kroch er in eines seiner unzähligen Verstecke und ward Stunden nicht mehr gesehen.
Aber ein ganz ein Süßer war er!

Ja und nun haben wir schon fast 15 Jahre unsre Freude an unserem Kater Jim.
Jimsito, Dickito, Jimmy Kater, Alterle, Sito-Lito, s´Jimmile, dicker, alter Kater - och menno, was man so für Kosenamen für die lieben Viecher halt so hat. *lach*

Der Jim ist eine sehr, sehr ängstliche, ja eigentlich total gestörte Katze.
Jahrelang war er total auf mich fixiert, erst die letzten Jahre, seit mein Sohn erwachsen, oder sagen wir besser - fast erwachsen und ruhiger geworden ist, darf er den Jim auch mal streicheln. Besucher bekommen ihn fast nie zu sehen, fremde Besucher schon gar nicht.
Mit 6 Kilo war er mal ein wirklich stattlicher Kater. Am liebsten schlief er neben mir auf meinem Kopfkissen und hat mich in den Schlaf geschnurrt. Keine Katze kann so schön schnurren wie mein Jim. Es ist beständig, beruhigend, wie ein Maschinchen, es genügt allein meine Anwesenheit um ihn in "Schwingungen" zu versetzen.
Wir reden auch viel miteinander. Ich spreche fließend "jimmiaelisch", es scheint für Außenstehende als würden wir uns angeregt unterhalten und vor allem als würden wir uns wunderbar verstehen.
Das Fiesel hat unsere traute Zweisamkeit mit ihrem forschen und draufgängerischen Wesen ganz jäh gestört und hat dem Jim in kürzester Zeit den Rang abgelaufen.
Trotz ihrer Jugend hat sie sich hier zum Alphatier gemausert. Um meinem treuen Gefährten Jim einigermaßen gerecht zu werden muss ich die fiese Liese aussperren.
Als ich letztes Jahr im Krankenhaus war muss er eine furchtbare Zeit mitgemacht haben. Er hat seinem Unbehagen und seinem Frust dadurch Ausdruck verliehen, indem er das Katzenklo boykottiert hat und statt dessen meinen Küchenschrank heimgesucht hat. Mein Sohn war mit der Situation reichlich überfordert und mich hat schier der Schlag getroffen, als ich nach vierzehn Tagen Klinik wieder nach Hause kam.
Diese Unart hat er beibehalten, ich muss also, wenn ich außer Haus gehe konsequent alle Türen schließen, im Bad den Vorleger vom Boden nehmen, dann bleibt ihm kein "Ausweichplätzchen" und er macht meist ins Kistchen. Das Fiesel passt ihn quasi ab und verwehrt ihm das Katzenklo. Ich habe schon zwei, sogar drei Katzenkistchen aufgestellt, aber Fiesel ist so dominant, sie gönnt dem Jim keines. Scheint als beansprucht sie alles für sich.
Seit einigen Monaten hat er ein dickes Geschwür am Ohr, anfangs war es nur eine Warze, aber dann wuchs es innert ein paar Wochen auf die Größe einer dicken Pflaume. Jim ist so panisch, man kriegt ihn nicht in die Transportkiste. Da wird der so sanfte Kater zur Bestie. Bei den wenigen Besuchen, die wir in seinem langen Leben beim Tierarzt gemacht hatten, tropfte ihm vor lauter Panik der Schaum aus dem Maul und er warf sogar Hautschuppen. Das Pflaumengeschwür ging zuletzt bis zum Auge und wog richtig schwer. Es war etwas mühsam den alten, schlauen Kerl auszutricksen, aber ich hab es geschafft ihn in die Transportkiste zu kriegen. Die Tierärztin hat das Geschwür abgebunden, die Blutzufuhr gestoppt. Jetzt, nach vier Wochen sieht es aus wie eine "Trockenpflaume" und ich hoffe es fällt bald ab, da ihm das Gebaumle überm Auge sichtlich auf die Nerven geht. Armer alter Kater.
Dürr ist er geworden und er stinkt ganz schauderhaft, da er sich nicht mehr ordentlich putzen kann und es scheint als schimmle er so langsam dahin. Diese Assoziation hat man einfach wenn man das schrumpelige Geschwür so anschaut. Sein Stimmchen ist ganz dünn geworden und ich hoffe der Frühling lässt nicht mehr solange auf sich warten, denn ich glaube fast es wird sein letzter werden.
