Freitag, 15. April 2011

Schwindelfrei

Herrlich, momentan führe ich das wunderbare Leben einen wahren Königin.
Ich esse, ich trinke, ich schlafe, ich atme und ansonsten lasse ich die Seele baumeln. Heute morgen zog es mich die 193 Stufen des Münsterturms hinauf. Als Kind war ich dort zu Hause.
Ich besuchte damals eine katholische Mädchenschule, das Münster lag auf dem Nachhauseweg. Nach Schulende knöpften wir Mädels uns die Doofen aus der Klasse vor und tritzten die ein bisschen oder wir prügelten uns mit den Jungs aus der nahegelegenen Grundschule. Bei Regenwetter haben wir im Inneren der dreischiffigen Basilika abenteuerliche Spiele erfunden und mit Weihwasser rum gespritzt, das hat soooo scheußlich gestunken. Irgendwann war dann die Kirche über die Mittagszeit geschlossen.
Wie viele Jahre vergangen sind seit ich das letzte Mal oben auf dem Turm war weiß ich nicht mehr, der kleine Seiteneingang der zum Südturm hinaufführte ist verschlossen, aber über das Innere der Kirche gelangt man über die alten 193 Stufen nach oben. Natürlich ist innen alles erneuert und ich war ein bisschen enttäuscht nicht ein paar in Holz geritzte Namen und Herzchen zu finden. "Juana liebt Bernhard" oder "Gabi knutscht mit Ingo" oder "Harald ist doof!", aber die guten alten Glocken sind immer noch die selben, ich hab einen riesen Satz gemacht als die elf Uhr geschlagen haben und ich grad auf Klanghöhe war. Der gute alte Münsterturmwärter wurde abgeschafft. Ein bisschen ungastlich ist so ein Turm ohne Turmwärter, eine Weile hat das Amt noch ein ausgeflipptes Pärchen inne gehabt, die tranken den Korea immer Nord - viel Rotwein, wenig Coca-Cola. *laaach*
Aber die Aussicht die sich einem dann bietet, auch ohne Turmwärter und heute auch ohne großartige Fernsicht, ist unbeschreiblich. Nicht nur der See ist aus der Höhe besehen herrlich, nein, es ist das ganze Flair einer verwinkelten Altstadt mit unzähligen Hinterhöfen, Feuergassen, bepflanzen Altanen, und südländisch anmutenden Dachterrasen.



Konstanzer Bucht im Hintergrund der Obersee




Im Vordergrund der Rhein und hinter dem Ried der Untersee

4 Kommentare:

kir-royal.log.ag hat gesagt…

Majestät ....... Gruß an deinen See - ich mag ihn und ich vermise ihn, wenn ich auf meiner Heide bin! Und wenn ich an seinem Gestade weile, vermisse ich meine Heide ... drum ist es gut, dass es vier-gummi-hufige Pferdchen gibt ........ Gruß von Ki

seekoenigin hat gesagt…

Hallo Helga,

da ich kein gummibehuftes Pferdchen habe, bin ich froh, dass mein See mein einzigstes Daheim ist.
Dehom isch halt dehom! *lach*

Gute Nacht übern See bis ans Lechfeld
Juana

Spitzmaulfrosch hat gesagt…

Alles so schön heimatlich anmutend, - obwohl es nicht meine Heimat ist. Und so wunderschön beschrieben. Das tat mir jetzt richtig gut, hier zu lesen - zum Ausklang des Sonntags.
Viele liebe Grüße und Wünsche für die kommende Woche.
Insu

seekoenigin hat gesagt…

Guten Morgen Insu.

Ist schon nett Königin an so ein Seechen zu sein.
Danke für deine lieben Wünsche und dir trotz Vollmond lauschige Nächte.

Lieben Gruß von meinem kleinen See an deinen großen See
Juana