Donnerstag, 21. November 2013

Die Möglichkeit einer Insel

Ungewöhnlich ruhig ist es derzeit in der sonst so hektischen Metropole am See. Keine kilometerlangen Verkehrsstaus durch Fahrzeuge mit schweizer Kennzeichen, der ansonsten so überfüllte Marktplatz, Zugang von der Stadt zum See, liegt fast verwaist. Seiner wackeligen Stolpersteine bis zum nächsten Frühjahr beraubt und auf die Schnelle für den bevorstehenden, weithin bekannten Weihnachtsmarkt asphaltiert, wirkt alles in der sonnenlosen Novemberlichkeit furchtbar trist und ungastlich. Während am See schon Dutzende gefällter und gestapelter Tannen darauf warten, die unzähligen Weihnachtsmarktbesucher in Konsum- und Kaufstimmung zu versetzen, werden die Verkaufsbuden schon von fleißigen Marktbeschickern zusammengezimmert. Der Trubel und die von mir so verabscheute vorweihnachtliche Hektik, samt krankhaftem und immer abartiger werdendem Konsumverhalten der Mitmenschen, steht also unmittelbar bevor.
Sollen Sie eben ihre Freizeit zwischen stinkenden Würstchenbuden und anderen übelriechenden Freßständen verbringen, ich werde, wie schon seit unzähligen Jahren, dieses fragwürdige Spektakel boykottieren. Auch die Stadt werde ich die nächsten Wochen meiden, denn ich habe keine Lust wegen ein paar Drogerieartikeln stundenlang in der Kassenschlange kaufwütiger Mitbürger und noch kaufwütigerer Eidgenossen, welche zum Einkauf auch noch einen "Uusfuhrschien" brauchen, da Sie vom deutschen Staat die Mehrwertsteuer zurückerstattet bekommen, meine kostbare Lebenszeit zu verschwenden. Ich habe auf Vorrat eingekauft und Toilettenpapier und Co. werden bis weit ins neue Jahr reichen.

Ich habe für mich die Möglichkeit einer Insel in dieser konsumgeschwängerten und so gar nicht besinnlichen Vorweihnachtszeit gefunden - und das sogar umsonst und fast vor der seeköniglichen Palasttüre!

Aus Die Möglichkeit einer Insel

Dort habe ich Gelegenheit mich zu erholen, zu entspannen und mich ganz weit weg aus der kalten Jahreszeit zu träumen, die Goldfische im Teich sind zwar stumm aber immer noch unterhaltsamer als der konsumwütige, rücksichtslos durch die Straßen walzende, Pöbel im Städtle.

Aus Die Möglichkeit einer Insel

Einen guten Gedanken habe ich dieser Tage dort gefaßt: Ich werde mich in diesem Jahr nicht über das vorweihnachtliche Spektakel und das weihnachtliche, scheinheilige Galama aufregen, sondern mich darüber freuen, daß es in sechs, wenn man den Umtausch- und Gutscheineinlösetrubel noch dazu zählt, allerspätestens in neun Wochen wieder genießbarer und friedlicher wird, in meiner Metropole am See.

Aus Die Möglichkeit einer Insel

Bis dahin sitze ich unter Palmen, Elefantenohren, Baumtomaten, Gespensterblumen und halte - statt mit Christkind und Nikolaus - mit den Goldfischen im Palmenhausteich Zwiesprache und berate mich mit der "Königin der Nacht", über unaufschiebbare und lästige Regierungsangelegenheiten.


2 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

.....woooooooooooo ist sie, diese Insel , liebe Juana ??? Obs sowas auch bei uns hier gibt ?? Sicher - aber derzeit freun sich so viele auf den Winter - warum denn nur ??? Nichtsdestotrotz laß ich mir meine Laune nicht verderben - man kann ja so gemütlich in alle fremden Länder reisen - so ganz ohne Gepäck und und und ......Internet machts möglich ! Nur nicht den Spaziergang in die frische Luft dabei nicht vergessen - denn diese Düfte der Abenteuer - nee, DAS macht Internet nun grade nich...!
Ich laß schnell noch ein paar liebe Grüße hier und verbleibe in der Ferne......
Rebekka

seekoenigin hat gesagt…

Hi Rebekka.

Diese Insel ist das städtische Palmenhaus und es wird dort - wo gibt's so etwas heute noch - kein Eintritt verlangt. Und trotzdem kann es - vielleicht wegen dem kleinen Goldfischteich - locker mit dem Palmenhaus der Insel Mainau mithalten. Durch das gläserne Dach ist das Spiel von Licht und Schatten für mich als Photographin interessant und auch die Spiegelungen, im von unzähligen Goldfischen bewegten Wasser des Teiches. Vor allem ist man dort fast immer ganz alleine und kann sich wirklich an die exotischsten und unberührtesten Plätzchen der Welt beamen.
Winter, Eis, Schnee und klirrende Kälte mit Sonnenschein finde ich gar nicht einmal soooo schrecklich, aber diese vielen sonnenlosen Tage, welche der November bisher mit sich gebracht hat, und die Sonnenlosigkeit welche wir Anfang des Jahres hatten, die können einem den Winter doch recht verleiden.

Liebe Grüße in die Ferne.

Juana