Donnerstag, 18. April 2013

Erstaunlich ....

.... wie sich die Welt innerhalb von acht Tagen verändern kann.
Dienstag vor einer Woche bin ich zum Abschluß meines Winterurlaubes, der eigentlich mein Frühlingsurlaub hätte werden sollen aufgebrochen um die schöne "Insel Reichenau" zu umrunden. Bei Mittelzell, also ziemlich am Anfang der Tour hat mich dann der Regen eingeholt der eigentlich erst am späten Nachmittag hätte eintreffen sollen und ich kehrte um und als klatschnasse Königin heim.
Am vorgestrigen Dienstag habe ich die Tour nachgeholt und ich war überrascht was einige wenige Sonnentage mit der Natur anstellen können. Schon am Anfang der Insel fiel mir auf daß die langen Plastikplanen welche letzte Woche noch auf den Feldern lagen, aufgerollt waren und es zeigten sich die von Frühjahr bis Herbst bestellten, gewohnt bunten Reihen verschiedenster Blattsalatköpfe welche schon eine ordentliche Größe haben, gestreift die Bahnen - grün und rosso- und ich mag den Anblick dieses Salatfeldes welches am Eingang zum Inselparadies vom Ertragreichtum des Gemüseeilands im Bodensee kündet.
Wo letzte Woche noch alles kahl war, nur ein paar wenige Frühblüher in den Gärten zeugten davon, daß es eigentlich Frühling und nicht Winter war, sprießt und knospt es daß es eine reine Freude ist. Der Frühling hat Nachholbedarf und er muß in kürzester Zeit zeigen was er kann, denn im Nu vergeht die Zeit und der Sommer steht vor der Türe.
Wir werden um die schönste der vier Jahreszeiten betrogen! Aber ich weiß, es interessiert niemanden, man lamentiert nur ständig übers Wetter. "Das gab es auch früher schon mal!" So? Hat man uns früher schon einmal um fast den gesamten Frühling gebracht? Also ich kann mich nicht erinnern. Egal, ich wollte ja vom Frühling auf der "Insel Reichenau" künden und nicht von meinem Lieblingsthema. *smile* Verzeihung, daß ich immer wieder davon anfange.
Die Natur kreiert uns eine imposante Symphonie für die Sinne, ich bin wahrlich überwältigt und deswegen auch die letzten Tage sprachlos (blogschreiblustlos), ich muß alle Frühlingseindrücke aufsaugen, die in diesem Jahr nicht in voller Länge zu genießen sind.
Interessant ist die Mischung aus Winter und Frühling. Kahle Baumriesen neben gelb blühenden Forsythien, Totholz neben herrlichsten Magnolienblüten, gelbe Osterglockenfelder neben kargen Feldern mit fast abgeernteten Rosenkohlstauden.
Überall bauen Wasservögel, vornehmlich Bläßhühner, Enten und Schwäne ihre Nester, die Weibchen sitzen zum Teil schon auf ihren fast fertigen Nestern und die Männchen schwimmen fleißig durch die noch kühlen Flachwasserzonen und polstern ihrer Liebsten das Nest aus Ästen und Zweigen unterm Hintern, mit Seegras aus. Wahre Fürsorge!
Schmetterlinge flattern noch taumelnd, Bienen summen und brummen schon ordentlich und auch einem Frosch konnte ich schon beim musizieren zuhören. Die Schwalben schwirren pfeilschnell über die Äcker, die Haubentaucher balzen lautstark und genauso wie die Tierwelt betriebsam ist, so sind es auch die Menschen.
Alles was nun so lange brach lag verlangt nach Bearbeitung. Die Äcker, die schon lange bestellt sein sollten, werden gepflügt und Jungpflanzen ausgebracht. In den Weinbergen rund um die "Hochwarth" sind die Winzer fleißig zugange. Die Gewächshäuser werden gesäubert und bestückt, in manchen welche beheizt sind wachsen die Gurkenpflanzen schon bis unter die Decke. Ich träume schon seit geraumer Zeit von den so lecker und unvergleichlich schmeckenden Reichenauer Freilandtomaten, verschiedenster Sorten. Nur noch ein paar Wochen dann ist es endlich soweit, sofern das Wetter endlich mal hält was es verspricht.
Die Fischernetze warten fein säuberlich aufgerollt in Kisten am Ufer, um endlich in den Fluten des Untersees gespannt und reich gefüllt mit herrlichstem Bodenseefisch wieder eingeholt zu werden.
Was für ein herrlicher Flecken Erde ist diese "Reiche Au", was soviel wie reiche Insel bedeutet. Dies erkannte wohl schon 724 nach Christus der Wanderbischof Pirmin und gründete auf der Insel ein Kloster. Heute hat die "Reichenau" neben ihren fruchtbaren Böden und Fischfanggründen, der einzigartigen Riedlandschaft, auch den Status eines "Weltkulturerbes". Ob ich letzteres allerdings gut finden soll, weiß ich nicht, denn der Ansturm von Touristen aus aller Herren Länder ist für das kleine, beschauliche Eiland viel zu groß.
Trotz den mehr als kühlen Temperaturen und noch sehr feuchten und sumpfigen Uferbereichen gab es letzte Woche die ersten Riedbrände, solch ein verbranntes Stück habe ich auf meinem Ausflug entdeckt und ich frage mich wie rücksichtslos man sein muß um unachtsam diese artenreiche und vielfältige Landschaft mutwillig zu zerstören. Zum Glück konnten die Brände dieses Mal schnell gelöscht werden, bevor sie Schlimmeres anrichten konnten.
Glücklich und zufrieden über meinen schönen Tag und die so lange vermißten herrlichen Frühlingseindrücke habe ich beschlossen, daß ich irgendwann einmal ein großes Gewächshaus besitzen möchte. Ein Eindruck oder besser ein Einblick den ich an diesem Tag erhaschen konnte, leuchtet immer noch - und wahrscheinlich auch noch lange nach:

Aus Frühling auf der "Reichen Au"

Für mich ist die "Insel Reichenau" einer der idyllischsten Flecken in meinem wunderbaren Seereich. Leider nur solange die gemeine Spezies "Tourist" - laut, lärmend, rücksichtslos, zerstörerisch- noch nicht eingefallen ist. Von daher gesehen ist der bisherige Ausfall des Frühlings schon ein "starkes Stück"!

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