Dienstag, 2. April 2013

Es bleibt Winter - Osterspaziergang am kalten See

Nach vier sehr, sehr winterlichen Ostertagen, mit Regen, Schneeregen, Graupel, Griesel oder wie man das was dieser Tage vom Himmel fiel auch nennen mag - rechter Schnee war es jedenfalls nicht und es blieb zum Glück auch nicht liegen - schien gestern am Ostermontag endlich einmal die Sonne und es blieb, wenn auch kalt, immerhin trocken. Mein Seeuferweg ist nur noch ein matschiger Acker und die Rasenstreifen an der Promenade, welche Fuß- und Radweg trennen, erinnern eher an einen sumpfigen Tümpel, als an ein Grün. Leider ist es den Fröschen noch zu kalt um zu quaken, sonst hätten wenigstens sie herrlichsten Lebensraum und das in Konschtanzer Toplage.
Um der ostermontäglichen Völkerwanderung auf meinem Lieblingsweg zu entfliehen setzte ich mit der Autofähre nach Meersburg über um von dort aus, warm eingepackt, mit dem seeköniglichen Drahtesel das Ufer Richtung Hagnau und Immenstaad zu erkunden; ein Weg von ungefähr zehn Kilometern, bei den frischen Temperaturen ein angemessenes Stück Weg, schließlich sollte ja das seekönigliche Näschen nicht erfrieren.
Von der Fähre aus sah man auch noch in der frühen Mittagszeit das "Hörnle" und die "Insel Mainau" nur verhalten im feuchten Dunst liegen.

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Ich mag diesen Anblick eigentlich gerne, wenn durch die feuchte, dunstige Luft die Sonne glitzert und die Sonnenstrahlen auf dem leicht bewegten Wasser des Sees tanzen, aber nach all den vielen grauen Tagen dieses traurigen Kapitels "Winter 2012/2013" will man nun einfach nur noch Sonne pur erleben und man muß sich mächtig zusammenreißen, um sich mit dem bißchen Sonne was uns momentan gegeben wird zufrieden zugeben.
In Meersburg angekommen machte ich mich sofort auf, um möglichst schnell durch das hübsche, aber schon jetzt komplett von Touristen überlaufene Städtchen zu radeln, was gar nicht so einfach war. Horden von Fußgängern belagerten den Bodenseeradweg, der zwischen Uferpromenade und dem Hang mit der Burg und dem Neuen Schloß zum Städtle hinausführt und die Klingel am seeköniglichen Drahtesel war etwas gestreßt an diesem hohen Feiertag.

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Einer der größten Attraktionen von Meersburg sind für mich immer wieder die Dächer. Herrlich, wenn man hoch oben über den Weinbergen thront und seinen Blick über das beschauliche Städtchen schweifen läßt, so bleibt der Blick nicht nur an der Aussicht auf den See und die Berge in der Ferne hängen, sondern an der unglaublich vielfältigen Dacharchitektur.

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Als ich dann endlich das überfüllte Meersburg hinter mir gelassen hatte radelte ich an den Hängen des Staatsweingutes Meersburg vorbei in Richtung Hagnau. Um die Rebstöcke herum blühen schon schier unendlich viele Vergißmeinnicht und rote Taubnesseln an den ansonsten recht kargen Hängen. Dies führe ich auf den Dünger für die Reben zurück, das muß ein rechtes Elixier sein. Was wohl nach diesem sonnenlosen Vierteljahr mit der mundigen Meersburger Spätlese werden wird? Ohne Sonne will wohl kein Rebstöckle recht gedeihen, da nützt auch der beste Dünger nichts.
Ein gutes Weinjahr wird es bestimmt nicht werden, außer die Meersburger bauen auch "Eiswein" an. *lach*

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Zu meinem Entsetzen gab es auch auf dem Bodenseeradweg zwischen den beiden kleinen Bodenseegemeinden kein Durchkommen und es bot sich überm See die gleiche Völkerwanderung, wie an meinem Uferweg und so inspizierte ich kurz das Dörfle "Hagnau". Eine Pension reiht sich an die andere, neben Hotels und Ferienwohnungen gibt es dort auch Fewotels - nette Wortkreation, welche ich noch nie gehört habe. Viele dieser Häuser öffnen erst zum 1. Mai und ich entdeckte sogar eine mit dem bodenseeuntypischen Namen "Kreml". Das heißt also ab dem 1. Mai muß auch Hagnau, genau wie all die anderen schönen Örtchen rings um meinen See gemieden werden. Es ist schon ein Kreuz wenn man dort wohnt wo andere Leute Urlaub machen! Das könnt Ihr mir allen Ernstes glauben!
Auf den paar kurzen Kilometern des Weges traf ich mehrere mir bekannte Konschtanzer und ich dachte mir da muß irgendwo ein Nest sein. Da flieht man vor ewig den selben Gesichtern und dann trifft man die dort wo man am wenigsten damit rechnet. *lach* Was für ein Tag, was für unglaubliche Überraschungen!^^

Auf eine Weiterfahrt nach Immenstaad war ich nun nicht mehr erpicht und ich beschloß mich gemütlich auf den Heimweg zu machen. Als der stetige Wind aus Nord-Ost einmal innehielt und die Sonne recht zum Vorschein kam lehnte ich den seeköniglichen Drahtesel an eine sonnige Ecke am Wegesrand und bahnte mir einen Pfad durchs noch karge Gebüsch hinunter zum Ufer um wenigstens für kurze Zeit den Menschenmassen zu entkommen.
Idyllisch und doch noch recht winterkarg präsentierte sich das dortige Ufer; der helle Saum der Steine und des über den Winter angeschwemmten ausgeblichenen Seegrases am Ufer, im Kontrast zum Blau des noch so kalten Sees läßt einem den nun schon seit Oktober letzten Jahres andauernden Winter und den so arg vermißten Frühling fast vergessen.

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Ganz selig und mit den Menschenhorden fast versöhnt war ich dann als ich dieses Plätzle entdeckte:

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Ich habe ein Faible für Stege die in meinen See mehr oder weniger weit hinausragen und ich komme nicht umhin diese zu begehen, auch wenn sie noch so unsicher erscheinen. Ein ganz besonderes Stück Steg, sogar mit gemütlichem Aussichtsbänkle habe ich sofort requiriert, das ist jetzt meiner, der seekönigliche Steg am Nordufer des Sees!

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Wieder zurück in Meersburg erschrak ich über noch mehr Menschen. Dort sind auch am heiligen Feiertag die Geschäfte zur Touristenabzocke geöffnet und es bot sich ein Anblick wie ich ihn täglich in der Konschtanzer Fußgängerzone erlebe: Plastiktüten schleppende, einkaufswütige Eintags-Einkauftouristen! Bähh, besteht diese Welt denn nur noch aus Konsum, Konsum und noch mehr Konsum? Naja, es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit bis all dies zusammenbricht und das Geld nicht mehr wert ist, aber dies ist eine andere Geschichte und gehört nicht zu meinen Nachfeiertagsgedanken.
Den geschmückten Osterbrunnen vor der herrlichen Kulisse der über den Dächern Meersburgs thronenden "Meersburg", konnte ich jedenfalls nicht ohne die gemeine Spezies Tourist ablichten, was die Schönheit des "Augen-Blicks" wahrlich schmälert!

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Auch die Fähre welche im Viertelstundentakt über den See pendelt, war auf der Rückfahrt mit lärmendem Touristenpack gefüllt, dagegen war es am späten Vormittag nahezu menschenleer und ich warf einen letzten Blick auf den, in mir warme Gedanken an Sommer und Sonne aufkeimen lassenden, Meersburger Sandstrand, auf dem sich derzeit nur die Enten aalen.

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Voraus das "Hörnle", leider ist es immer noch dunstig und trotz Sonnenschein viel zu kalt für Anfang April, was ja kein Wunder ist, schließlich wird uns ja tagtäglich die Sonne mutwillig entzogen!

Aus Eindrücke eines ostermontäglichen Spätwintertages am Ufer zwischen Meersburg und Hagnau

Wieder festen Boden unter den Füßen machte ich mich auf den Heimweg ins Städle, genoß die wärmende Nachmittagssonne auf meinem Seeuferweg und war erstaunt wie wenig Volk dort am Feiertag unterwegs war. - Kein Wunder - die waren wohl alle überm See! *lach*
Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß es den ganzen Tag über keine sichtbaren Aerosolausbringungen gab, doch wie ich inzwischen darin geschult bin am Himmel zu lesen, wußte ich daß diese spätestens am späten Nachmittag starten würden - und genauso war es dann auch. Das Resultat: statt einem als sonnig vorausgesagten Dienstagmorgen, ist es heute wieder wie gehabt - sonnenlos und grau in grau.

4 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...liebe Juana, beim lesen deines Osterspaziergangs fühlte ich mich ein paar Jahre zurückversetzt. Ein Osterkurzurlaub am Bodensee war schnell geplant, die Pensionen im Umfeld unserer Partnerstadt Tettnang gebucht und ..... dann schlechtes Wetter ! Aber das tat der Vorfreude keinen Abbruch - Lindau, Tettnang, die Insel Mainau, Meersburg, eine Schifffahrt übern See - selbst mit Regenschirm machte es uns Vergnügen. Die Überfahrt mit der Fähre, wir wollten ja in die schweizer Berge...naja, alles nebelverhangen - keine Sicht, lediglich an der Schräglage unserer PKW`s merkten wir, es geht bergauf.....! Wenigstens waren die Rheinfälle in Schaffhausen kein Reinfall, recht wenige Touristen waren zugange, wir hatten reichlich Platz.....!
Also, von der schönen Aussicht, die du in deinem Posting mit uns teilst, war damals nicht die Spur. Aber es war dennoch sehr schön.....wie immer an deinem See, auch wenn dich die vielen Touris nerven.....aber bitte bitte - wir wollen das schöne Eckchen Erde auch genießen..., das kannst du doch nachfühlen ?!
Und mein nächster Bodenseeaufenthalt muß ein paar Tage länger sein, wenn ich mal drumrum fahren will....
Danke für den schönen Spaziergang mit dir.
Ganz liebe Grüße aus dem Vogtland...

seekoenigin hat gesagt…

Guten Abend Rebekka.

Schön wenn ich mit meinem Eintrag alte Erinnerungen aufleben lassen konnte!

Früher war der Ostertourismus am See ein anderer als heute, auch die Menschen waren früher anders drauf. Für Euch aus dem Osten war ein freier Besuch im Westen ein Erlebnis, egal wie das Wetter war. Das darfst Du so nicht vergleichen.

Wäre der Schweizer Franken nicht so stark, dann wäre das Ostergeschäft, was den Tourismus betrifft in diesem Jahr ein Desaster geworden!

Ostern so früh im Jahr ist wettertechnisch gesehen immer ein Risiko, besonders für den Tourismus. Wir hatten hier in vergangen Jahren auch noch Schnee um den 15. April rum. Aber! Und das ist der Unterschied zu früher, es gab davor und zwischendurch frühlingshafte Phasen, welche einem einen kurzen Rückfall in den Winter die Laune nicht verderben ließ.
In diesem Jahr ist alles anders. Es gab noch gar keinen Frühling und die Natur legt einen kompletten Stopp ein. Kein weiteres Wachstum - was schon geblüht und gesprossen hatte ist jämmerlich erfroren. Die Anemonen, diese zarten Blümchen sind erfroren, ebenso die Stiefmütterchen, und vieles mehr. Auf der Tropeninsel Mainau wurden extra für die erwarteten Ostergäste, die erfrorene Frühjahrsbepflanzung komplett erneuert. Die haben das wohl schon im Vorfeld erahnt und die Eintrittspreise für die Saison 2013 folglich kräftig erhöht.
Tropisch ist dort eigentlich gar nichts mehr, nur noch in den Gewächshäusern erinnert es an tropische Zeiten.
Hier ein Artikel des heutigen Südgeschmiers: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Frostige-Ostertage-sorgen-fuer-truebe-Tourismusbilanz;art372448,5983913

Man lebt am See ja vom Tourismus, also muß man diesen auch akzeptieren, aber früher wußten sich die Menschen noch zu benehmen und waren sich ihrer Gastrolle noch bewußt. Heute erinnern Touristen eher an eine Heuschreckenplage. Sie fallen zu Tausenden, nein zu Abertausenden ein und beanspruchen rücksichtslos alles für sich - schließlich sind sie ja zahlende Gäste.
Eine nette und vor allem so rücksichtsvolle Mentalität.^^

Wirklich nette Gäste, und diese gibt es wenn auf selten immer noch, schließe ich von meiner Kritik aus. Mein wettern gilt den dumpfen, hirntoten Herdentieren - dieser Spaßgesellschaft, welche einzig nur tumbe Bespaßung sucht, weil man mit sich und der Natur nichts mehr anfangen kann.

Wenn Du irgendwann einmal in meinem schönen Städle stoppst, dann melde Dich und wir schauen gemeinsam über den "Wasserberg" bis nach Bregenz!

Grüße durch das hochnebelartige Gewölk gen Osten, sendet

Juana

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...ha, du sag das nicht so laut - ich bin spontan ! Und dann fahren wir die Helga besuchen, die jetzt auch einen Stammplatz am Bodensee hat und eingebürgert wird....
Weißte, man sehnt sich halt immer nach dem, was man nicht grade hat , aber - und da geb ich dir recht - man kann auch ein " ordentlicher " Tourist sein. Ich für meinen Teil liebe es auch eher still und beschaulich, ohne daß ich als Mauerblümchen fungieren will. Es gibt doch nichts Schöneres, als irgendwo in der Botanik zu sein und die schöne Natur zu genießen......
Also, freu ich mich schon mal, eventuell den " Wasserberg " zu besteigen....
Winke winke...

seekoenigin hat gesagt…

Guten Morgen Rebekka,

das ist eine gute Idee!
Dann kann ich gleich euch Beiden zeigen, daß es keinen Wasserberg gibt. Von Immenstaad bis Bregenz sind es Luftlinie rund 34 Kilometer und man kann grad so an Langenargen vorbei, auf das Bregenzer Ufer gucken. Der Wasserberg müßte auf 34 Kilometer immerhin stolze 22 Meter hoch sein. Bitte auf jeden Fall ein starkes Fernglas mitbringen um direkt vom Ufer aus die Bregenzer Skyline in voller Pracht zu betrachten, auf einen Turm oder eine Anhöhe steigen, um über den imaginären Wasserberg hinweg zusehen brauchen wir wirklich nicht.
Die "Bürgerinitiative Flacher Bodensee" freut sich über jedes neue Mitglied!

Wir sollten die Natur genießen, solange es noch geht, denn wer weiß was sich durch die ständigen und immer krasseren Wettermanipulationen in den nächsten Jahren verändern wird.

Falls ich die Sonne treffe richte ich ihr aus, daß sie sich auch mal im Vogtland blicken läßt.
Bis dahin eine hoffentlich schneefreie Zeit, wünscht

Juana