Freitag, 21. Juni 2013

Ein schwimmendes Kinderzimmer

Wasservögel, oder überhaupt Vögel interessieren mich seit frühester Kindheit. Stundenlang kann ich ihnen zuschauen ohne daß mir langweilig wird. Der Haubentaucher ist neben dem Bläßhuhn mit seinen riesigen Füßen mein Lieblingsschwimmvogel und für uns Bodenseeler ist der Haubentaucher genauso bekannt wie die Stockente andernorts.
Spontan fällt mir eine Anekdote aus meiner Kindheit ein.
Wir waren im Schwarzwald zu Besuch bei Bekannten und waren abends in einem Restaurant essen. Mein kleiner Bruder, er war ein oder zwei Jahre alt, starrte fortwährend die Bedienung an, eine junge Frau mit langem schwarzem Haar, den Pony hatte sie über der Stirne zurückgekämmt und mit einer breiten silbernen Spange quer über den Kopf festgesteckt. Mein Brüderle starrte und starrte, mit offenem Mund, vollkommen sprachlos und das feine Essen vergessend. Als die Kellnerin zum Nachlegen an den Tisch trat wurde er plötzlich lebendig, zeigte auf ihre Frisur und rief lautstark sodaß es in der ganzen Wirtschaft zu hören war: "Haubetaucher bisch Du!" Das ganze Restaurant einschließlich der errötenden Bedienung brach in schallendes Gelächter aus. Aber sie sind ja auch hübsch mit ihrer braunroten und schwarzen Federhaube.
Die Jungvögel erinnern mit ihrem schwarzweiß gestreiften Federkleid eher an Zebrafinken als an majestätische Haubentaucher.

Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Derzeit sind die Jungen noch recht winzig und ich begleitete diese Woche eine Haubentaucherfamilie, welche ihr Revier direkt an dem von mir gewählten Badeplätzchen am Rhein hatte durch den Nachmittag. Tauchten andere Haubentaucherpaare auf, dann wurden diese sofort lautstark und aggressiv vertrieben. Haubentaucher zeigen in den sekundären Geschlechtsmerkmalen, also im Aussehen keine großen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Die Männchen sind größer als die Weibchen und so vermute ich, daß das Männchen den "heimeligen" Teil der Brutpflege übernimmt, das Weibchen vornehmlich den Fischfang und die Sicherung des Reviers. Sie wechseln sich aber auch von Zeit zu Zeit ab.


Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Die jungen Haubentaucher sind Nestflüchtlinge, sie können sofort schwimmen und nach wenigen Wochen auch tauchen, werden aber bis zum zarten Alter von ungefähr 11 Wochen von ihren Eltern im Gefieder geborgen, getragen. Sie haben sozusagen ein schwimmendes Kinderzimmer!

Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Meine keinen Taucherle waren noch ganz jung, das eine etwas lebendiger als das andere, die stolzen Eltern sind ein perfektes Team. Der Elternteil, welcher die Brut im Gefieder trägt wird vom Partner mit Fisch versorgt, nebenbei wird den Jungtieren der Fisch schon einmal präsentiert.

Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Noch ist der Nachwuchs auch für kleine Fischle zu jung, sie werden noch mit Insekten genährt und mit Federn der Eltern. Ich dachte zuerst das ist eine Art Spiel, um die Kleinen an die Fütterung mit Fisch zu gewöhnen, mußte dann aber nachlesen, daß die Jungtiere mit Federn gefüttert werden.

Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Da das Paar nur zwei Jungtiere hat, hoffe ich daß die beiden besonders widerstandsfähig und robust sind, ich fände es traurig bei einem meiner nächsten Besuche diese "Bilderbuchfamilie" dezimiert zu sehen.

Aus Schwimmendes Kinderzimmer

Fast 300 Bilder habe ich gemacht und es fällt mir schwer diese auf die "Crème de la Crème" zu reduzieren, deswegen eine immer noch recht stattliche, aber sehenswerte Diashow.

Ich hoffe Ihr habt genauso viel Vergnügen an den Tieren wie Eure Königin.




2 Kommentare:

Helga hat gesagt…

Guten Abend Juana vom See!

Was für tolle Bilder! Eine Freude, sie anzuschauen!

:-) Bei der Anekdote aus deiner Kinderzeit musste ich gleich an meine Tochter denken!!!
Auch sie macht sich öfters so einen Schopf (Rockabilly-Look nennt man das wohl) ...

Ist es möglich, dass diese Vögel hier auf dieser Seite nicht vorkommen? Ich habe noch keinen entdeckt.

Super Post und super Bilder - danke Königin!

Gruß von Helga

seekoenigin hat gesagt…

Guten Abend Helga von überm See!

Danke schön! :-)
Ich war selbst überrascht über die schönen Bilder, da Tierphotographie und dann auch noch in einem fließenden Gewässer nicht unbedingt einfach ist. Da hatte ich vorgestern wohl ein besonders ruhiges Händchen.

Die Haubentaucher ernähren sich von Weißfisch und der ist momentan im Konstanzer Trichter und auch im Seerhein im Überfluß vorhanden. Schaue ich links und rechts von meinem langen Steg ins Wasser hinab, dann wimmelt es dort nur so von tausenden, noch sehr kleinen, silbrig schimmernden Fischlein. Und natürlich das Naturschutzgebiet im Ried, so denke ich, macht meinen Teil vom See für die Haubentaucher attraktiv.

Okay, alte Mode kommt heutzutage wieder zum tragen, Ende der 60ger, Anfang der 70ger war der Haubentaucherlook in.

Angenehm ist der heutige Abend und so schick ich Dir einen Gruß über den herrlich stillen und erfreulich sommerlichen See.

Juana