Montag, 22. August 2011

Das Seezeichen Nummer 14

Mittlerweile sind eindreiviertel Jahre oder einundzwanzig Monate vergangen seit ich meine letzte Zigarette geraucht hab. Anfangs hab ich nicht geglaubt, dass ich das schaffen werde, nach über dreißig Jahren starkem Nikotinkonsum- die letzten zehn Jahren davon übermäßig stark. Ich hatte statt selbst zu drehen wieder angefangen Filterzigaretten zu rauchen und an manchen Tagen hab ich glatt zwei Big Pack verquarzt. Unglaublich, +/- sechzig Stinkstängel täglich!!! Heute weiß ich, dass ich nie mehr damit anfangen werde. Was ich vormals für eine Art Freiheit, meine Rebellion hielt, hat mein Leben so sehr verunstaltet und eingeschränkt, ich kann es gar nicht recht beschreiben. Sollte ich jemals wiedergeboren werden dann als nichtrauchende Gärtnerin! *schmunzel*

Mein Lieblingsparfüm ist "Opium" von YSL und kostet eigentlich ein kleines Vermögen. "Opium", und nur "Opium" hab ich schon an mich hin geleert, als ich noch die Schulbank drückte. Das ganze Gedufte vollkommen für die Katz, denn Raucher(innen) stinken nur nach einem- nach Nikotin. Eine späte Erkenntnis, aber immerhin! *lach*

Vor Jahren klagte hier eine Anwohnerin gegen ihre rauchenden Nachbarn, weil deren Qualm von unten in ihre Wohnräume zog und Sie belästige. Was hab ich damals gelacht und gedacht, diese Frau hat ja nicht alle Schüsseln in ihrem Küchenschränkle. Heute weiß ich dass diese Frau recht hatte. Es ist eine unangenehme Geruchsbelästigung. Heute empfinde ich es genauso, nur habe ich keine Ambitionen meine Mitmenschen zu verklagen, wenn sie ihr Leben gestalten, wie sie es möchten.

Mein Leben hat mehr Lebensqualität, als das eines Rauchers. Ich huste morgens nicht mehr und kotze mir fast die Lunge aus dem Hals, ich rieche und schmecke sehr viel intensiver, vor allem fühle ich mich körperlich um so viel wohler und fitter, als früher.

Ich weiß, ich bin nach knapp zwei Jahren lange noch nicht überm Berg.
Es gab in den letzten Monaten Nächte, ich habe geraucht wie ein Schlot, eine ganze große Schachtel Winston. Morgens bin ich aufgewacht und den Wuttränen nahe gewesen, über meine eigene Inkonsequenz, bis mir klar wurde, es war alles nur geträumt. Ehrlich, das war so real und mein Gewissen so schlecht, dass ich wirklich ein paar wache Minuten gebraucht habe um zu realisieren, dass ich erleichtert aufatmen kann.

Schon letzten Sommer habe ich die alten Herren am Steg bewundert, wie ausdauernd und fit, die beim Schwimmen sind. Die schwimmen bis raus an einen Pfosten und zurück. Letzten Sommer hab ich mich nicht getraut, ich war und bin einfach keine gute Schwimmerin und es hat mir an der nötigen Kondition gemangelt. Vor allem und das ist kein Witz hab ich, die Seekönigin Juana, so einen Mordsschiss vor dem versaufen und Wasser hat nun einmal keine Balken.


Sieht nicht so weit aus, aber der Schein trügt, ehrlich!


Diesen Sommer habe ich mir vorgenommen, dass ich diese Strecke bewältigen werde. Mein Sohn hat mir versprochen, dass er einmal mit mir bis zum Pfohl schwimmen geht, um mich notfalls vor dem entsetzlichen Tod durch ertrinken zu retten. *lach* Nein, um mir ein bisschen Sicherheit zu geben und mir diese Angst zu nehmen.

Einer der alten Herren am Steg hat mich begleiten wollen, aber er ist ein Schulfreund meines Vaters und somit fast Mitte 70, ein schmalbrüstiges, altes Männlein, der wahrscheinlich nicht viel mehr an Gewicht auf die Waage bringt, als ich selbst. Ich habe sein Angebot dankend abgelehnt, obwohl ich das toll finde, wie er da mit Ausdauer und kraftvollem Schwimmstil ohne am Holzposten im See zu pausieren, hin und zurück schwimmt. Nein, ehrlich, ich habe ihm nicht zugetraut mich und sich selbst, notfalls, an den rettenden Steg zurück zubringen.

Tja, in Anbetracht dessen, dass auch dieser Sommer irgendwann zu Ende geht und mein Sohn, sein Versprechen bis dato nicht eingelöst hat, bin ich heute einfach weiter geschwommen als sonst, immer weiter, immer weiter bis ich endlich an dem Pfahl ankam. Eine riesige Möwe hat ihren luftigen Sitzplatz erst verlassen, als ich unten angeschlagen habe. Einige Minuten hing ich dort an einem Seil und habe mir, in meinem Siegesrausch, mal eine ganz andere Perspektive reingezogen. Ich fand es echt erhebend, ein erhebenderes Gefühl konnte die Möwe oben am anderen Ende des Pfostens auch nicht gehabt haben. *lach*

Ich habe heute meine Angst besiegt, mein gesetztes Sommerziel erreicht und ich weiß nun, dass der Pfohl das Seezeichen mit der Nummer 14 ist!



5 Kommentare:

Erzgebirgsdrache hat gesagt…

Gratulation Majestät zum Schwimmrekord ^^
Von der Sonne und Bruthitze kann ich gerne etwas in Richtung See schicken. Wir zerlaufen hier fasst. Im Gegenzug nehme ich gern etwas Gewitter und Regen von der Düssel.

*verneig* und liebe Grüße aus dem Drachenhort

seekoenigin hat gesagt…

Der Hund vor meiner Türe hechelt,
die Königin, sich Luft zu fächelt.
Meine Güte ist das heiß,
aus allen Poren tropft der Schweiß.
Mittlerweile über 33°, nach Celsius!
Das schreit nach einem kühlen Regenguss.

Lieber Drache, danke für deine Glückwünsche.
Bei dem Hitzerekord verdächtigen Wetter kann man eigentlich gar nichts Besseres tun, als Schwimmen zu gehn.

Fiesel empfiehlt den Katzen aus dem fernen Erzgebirge übrigens Vanilleeise zur Kühlung. Leeeeecker! *schmunzel*

Aloha kāua vom See :-)

Erzgebirgsdrache hat gesagt…

*lach* ein Dankeschön an Prinzessin Fiesel von Charlie, Odin, Loki, Xana und Lona. Da Dratzen( Drachenkatzen ^^) keine höfischen Manieren haben und keine Ahnung was bei der Hitze gut ist, lassen die erst jedes Eis zerlaufen bevor es dann *psswarm* geschleckt wird. Einzig Kater- Eunuch Loki ist schlau- der verschafft sich Abkühlung im Waschbecken im Bad ^^

Das schwarze Wollknäuel hat gesagt…

Eure Hoheit, G R A T U L I E R E !!!
Das scheint eine Eigenart der Jungfrauen zu sein... Sich in einem Alter X Ziele zu setzen, die vorher nie ein Thema waren und sie dann in der üblichen Beharrlichkeit anzustreben.

Komme im Übrigen gerade von einem Open Air Konzert der Philharmoniker in der Waldbühne zurück. War immer etwas von den offenen Punkten, die ich mal machen wollte. Hat mir auch gut gefallen und kann durchaus wiederholt werden.
LG aus dem nicht ganz so sommerlichen Berlin an den See, wünscht das Schaf, das schwarze

seekoenigin hat gesagt…

Huuhuuu schwarzes Schaf,

ich hab wirklich lang an meiner Kondition gebastelt und hatte da am Montag ein kleines Erlebnis, dass mich wohl beflügelt hat einfach los zu schwimmen, so nach dem Motto, "lebe jeden Tag, als ob er dein letzter wäre".

Berliner Waldbühne, das ist sicher ein Erlebnis, nur die Philharmoniker, ich glaube die müssten bei mir noch ein Weilchen warten. Ich bin noch nicht ganz in der typischen Altersklasse, dazu fehlen mir noch ein paar Jährchen. :-D

Ganz viele, ganz liebe Grüße von Deutschlands letzten Zipfele, in die Ferne sendet
Juana