Freitag, 26. August 2011

Der Kronprinz und seine Passion oder des Sommerrätsel`s Lösung‏

Mein Sohn war ein sehr aktives Kind. Noch ungeboren hat er mich durch die ständig wandernden Beulen vom Köpfle, Ellbogen , Knielen oder Füßlen, die sich durch meinen Bauch abzeichneten verwundert. Ich dachte eigentlich, dass kann nur ein eigensinniges Mädchen werden! *lach* Und war dann recht überrascht als ich einen Sohn in Händen hielt, der es in der Enge der Gebärmutter nicht mehr aushielt und vier Wochen vor Termin in diese Welt drängelte.
Schon ein nach wenigen Monaten ist er mir mal vom Wickeltisch "gehüpft" und kurz darauf ist er durch die Wohnung "gerobbt". Mit seiner Hibbeligkeit und ständigem Bewegungsdrang hat er sein soziales Umwelt des Öfteren fast zur Verzweiflung getrieben. Im Kindergartenalter war es noch nicht so tragisch, aber mit dem Tag der Einschulung fingen die Probleme und der Ärger an. Bei einem Test auf AHDS schnitt er negativ ab. Es wurde nur eine erhöhte motorische Aktivität von der zuständigen Stelle diagnostiziert.
Alles was Stillsitzen und Stillhalten betraf war ein Kampf. Einkaufen gehn, Essen gehn, Freunde besuchen, seine Aktivität war nicht zu zügeln. Er erklomm wie ein Artist die glattesten Laternenpfosten und kletterte wie ein Affe in die schwindelerregenden Höhen der höchsten Baumkronen. Es gab Zeiten da war ich nervlich am Ende. Angst um meinen "Klettermaxen" hatte ich bald nicht mehr, es blieb mir nichts anderes übrig als auf Glück zu vertrauen. Mit 16 hatte er einen Fahrradunfall, sein rechter Oberschenkel wurde geröntgt und man stellte fest, dass er irgendwann mal einen Oberschenkelhalsbruch hatte, der erstaunlicherweise glatt verheilt war. Ansonsten muss er wohl so etwas wie einen Schutzengel gehabt haben. Wenn er gefallen ist, ist er immer ähnlich einer Katze gelandet.

Um dieses Energiebündel angemessen und stressfrei durch den Tag zu bringen war immer Programm und Spontaneität angesagt- natürlich Nerven wie Drahtseile.
Irgendwann bekam er eine Angel geschenkt und ich hatte so meine Zweifel, ob mein "Zappel-Phillip" mit diesem Geschenk glücklich werden würde.
Ich wurde eines Bessern belehrt und stellt mit Erstaunen fest, dass mein Lausbub stundenlang ruhig, in vollkommener Bewegungslosigkeit verharrend, mit seiner Angel am Wasser sitzen konnte.



Vor dem Fischen hat er erst mal halbe Wiesen auf der Suche nach fetten Regenwürmern umgegraben.



Ab Dato sind wir nur noch in Angelferien gefahren. Wir haben sämtliche Flüsse im Süden Frankreichs beangelt, wild gecampt und abends am Feuer gab es die Ausbeute vom Tag. Nie wieder sind wir genervt und gestresst aus einem Urlaub nach Hause gekommen.



Als er acht Jahre alt war, machten wir drei Wochen bei Bekannten auf La Gomera Urlaub. Ständig war mein Kind verschollen und anfangs machte ich mir riesengroße Sorgen und die freundlichen Gomeros halfen bei der Suche. Ich hätte es mir denken können! Er hat sich zu den Fischern am Hafen verzogen.



Er war fasziniert von den Booten, den Netzen, den riesigen Thunfischen und den vielen glitzernden, sich windenden Meeresfische, die sich aus vollen Netzen in den Bäuche der Fischerboote ergossen.



Diese Angelleidenschaft hat bis heute angehalten. Die Ruten, das Zubehör, die jährlich fälligen Gebühren für Gewässerkarten, Fischereierlaubnis und die Mitgliedschaft im Angelsportverein kosten ihn ein kleines Vermögen, von seinem sauer verdienten Lehrlingsgeld.
Ich, die stolze Mutter, bin natürlich hellauf begeistert von des Söhnchens großer Leidenschaft. Zum Einen ist er im Angelsportverein gut aufgehoben, engagiert sich bei der Aufzucht von Jungfischen, der "Seeputzete" im Frühjahr, dem Kampf gegen den eigentlich hier nicht heimischen Kormoran und Vielem mehr.
Zum Anderen wird unser Speiseplan von fangfrischen, gesundem Fisch aller Arten bereichert.



Es gibt Filets vom Kretzer, einer heimischen Weißfischart. Steaks und Fischküchle vom Hecht, selbst geräucherte Felchen, ab und an Äschen, die als Delikatesse gelten und von daher recht teuer gehandelt werden.
Auch dieser majestätisch anmutende Fisch aus dem voran gegangenen Sommerrätsel der Seekönigin steht des Öfteren auf unserem Speiseplan.



Es ist eine Seeforelle, man nennt sie hier unten am See unter anderem "Seekönigin".

Geködert werden die "Früchte" des Bodensees nicht nur mit Regenwürmern sondern mit Maden. Die halten sich wie bereits berichtet wochenlang im Kühlschrank frisch, ohne sich zu verpuppen.




4 Kommentare:

Rebekka hat gesagt…

...eine gleichwohl interessante und schöne Geschichte ! Mein innigstgeliebter Bruder war auch so ein Zappelphilipp - nichts zu hoch, zu tief und alles war sooooo interessant - selbst aufs Töpfchen hätte man ihn anbinden müssen ! Aaaaaber - wenn er ein Buch in die Hände bekam, war er still, verzog sich in eine Ecke und " fraß " quasi jeden Buchstaben.....und das ist bis heute geblieben, mittlererweile hat sich das andere " zappeln " auch gelegt, er ist ja immerhin schon 61 Jahre.....ich weiß nicht, wieviele Bücher er schon in seinem Leben " verspeist " hat......er wohl auch nicht !!
Liebe Grüße aus dem Vogtland....

seekoenigin hat gesagt…

Huhuuu, guten Morgen Rebekka,

lesen ist schon eine wunderbare Sache. Schon Hermann Hesse hatte einst gesagt:
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
.....


Zum Glück oder vielleicht auch nicht, ist von des Kronprinzen Überaktivität nichts übriggeblieben. Mit der Pubertät ist er ein phlegmatischer und fauler Sack geworden. "Kumm i heut it, kumm i morge. Oder au erscht ibermorge......"
An einem Laternenpfosten käme er wohl nicht mehr ohne Weiteres wie ein Äffchen nach oben, aber dafür ist er guter Schwimmer und ein kleines Kraftpaket.
Nur die Liebe zum Fischen, die ist ungetrübt.

So send ich liebe Grüße vom heute recht kühlen und vor allem regnerischen See gen Osten
Juana

Helga hat gesagt…

Guten Morgen Juana!

Das hab ich mir doch gedacht, dass die Maden nicht für die königliche Tafel bestimmt sind, sondern erst eine "Methamorpose" mitmachen müssen - oder besser gesagt, einen anderen Zweck erfüllen sollen .. schön hast du uns "derbleckt" :-) :-) :-)

Mir hast du eine schöne Morgen-Geschichte beschert, die ich mit Vergnügen gelesen habe!
Einen "angelnden" Kronprinzen zu haben, ist was Schönes - ich hatte einen angelnden Papa!

"Petri Heil" an deinen Filius!

... und an dich liebe Grüsse von Helga

seekoenigin hat gesagt…

Petri Dank!......und einen wunderschönen guten Morgen, Helga.

Ja, da hab ich mich seiner Zeit, wohl nach einem Blick in den Kühlschrank ein bisschen hinreißen lassen, auf "Münchhausens" Spuren zu wandern. *lach*

Es freut mich, wenn ich dir mit meiner Geschichte eine vergnügliche Morgenlektüre bereiten konnte. Mir hat das Schreiben auch großen Spaß gemacht und natürlich das Stöbern in unzähligen Urlaubsalben- ein bisschen kann ich auch schon in der Vergangenheit schwelgen. *schmunzel*

Mein Papa hat mich auch immer zum Fischen mitgenommen und auch der Großvater väterlicherseits war ein passionierter Fischer.
So hat mein Kronprinz hat das Angeln also dicke im Blut.

Am See hat es heute früh nur noch sehr frische, regnerische 10°, gestern Nachmittag waren es noch heiße 34°.

Nichts desto Trotz sende ich dir liebe, sonnige Grüße über den See bis ans Lechfeld
Juana