Montag, 25. August 2014

Das 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach

Zum 16. Mal findet derzeit das Sandskulpturen-Festival im schweizerischen Rorschach statt und ich habe es endlich einmal geschafft die Ausstellung an der Uferpromenade zu besuchen.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Erstaunlich, was Hände mit etwas Sand (natürlich mit Zusätzen zum Trotz gegen Hitze, Regen oder Sturm) und Wasser schaffen können!

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Über Preise läßt sich streiten, ich fand die drei Erstplazierten eigentlich, vom künstlerischen Gesamteindruck, dem Filigranen, also der Ausarbeitung der Feinheiten, alle gleichermaßen gelungen.

Den dritten Platz belegte die Skulptur "Vorstellungskraft".

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Wer liest ist klar im Vorteil.

"Imagine" ....

Den zweiten Preis erhielten zwei italienisch-russische Künstler mit dem Werk "Die Welt verändern".

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Dieses ängstliche Kind mit seinen riesigen Kulleraugen, die Hände an einer Computertastatur, umgeben oder besser eingezwängt, von riesigen Puzzleteilen, wird die Welt sicher nicht verändern. Von der Computertastatur, über die Fernbedienung des riesigen Fernsehgeräts, bis hin zum Touchscreen des Mobiltelefons, hat sich unsere Welt tatsächlich sehr verändert. Die Welt, so wie sie sich verändert hat, bleibt wirklich für die Menschheit ein Puzzle bei dem viele Teile nicht zusammenpassen und von denen manche versehentlich oder sogar wissend unter den Teppich gekehrt wurden und werden. Kein Teil paßt an das andere, aber die Menschheit in ihrer Ohnmacht, schleift sich die Wahrheit passend zurecht. Das Wesentliche geht dabei natürlich verloren oder wird bis zur Unkenntlicheit entstellt.

Die Sieger des diesjährigen Sandskulpturen Festivals kamen aus Lettland und ihr Beitrag hatte den Titel "Schritte".

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Männer und Frauen, ohne Körper, ohne Geist und Seele, nur die Extremitäten. Roboter, funktionierende seelen- und hirnlose Sklaven, Marionetten oder besser gesagt die ganz kleinen Orgelpfeifen deren Töne der Teufel bestimmt. (siehe die Skulptur "Wer spielt")

Den Publikumspreis erhielt die Skulptur "Hoffnung". Sie zeigt einen Palästinenser und einen Juden in distanzierter, wenig freundschaftlich wirkender Umarmung, dazwischen die Mauer zum Ghetto, die Palästina ganz drastisch und menschenunwürdig, vom Kriegstreiber Israel trennt.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Dem abstimmenden Publikum scheint allerdings die Bewaffnung der beiden Männer aus dem Nahen Osten entgangen zu sein.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Frauen, Kinder, Alte und unbewaffnete Männer, eingekesselt, in einem winzigen Staat, von einer unüberwindbaren Mauer, werden von den Israelis gehalten und abgeschossen wie Vieh! Hoffnung für Palästina wird es nie geben.

Sehr interessant war die Skulptur neben dem vom Publikum gewählten Liebling, sie trug den Titel, "Wer spielt?" und ging ohne Preis aus.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Die einzelnen Orgelpfeifen sind mit den Silhouetten verschiedenster Politiker der Neuzeit und der Vergangenheit geziert, mittig, gut erkennbar, Barak Obama. Gespielt wird diese Weltorgel, so scheint es, vom Leibhaftigen ....

Ohne Preis blieb zum Glück diese wirklich abstoßende, das Leben verneinende, den Tod, das Leid und die Unterwelt demonstrativ aufzeigende, Skulptur.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

"Durchkommen" heißt die Devise!
Auch wenn man in einer Art Schraubstock gefangen ist.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)

Die letzte Skulptur der Ausstellung titelt: "Wie Vögel" und besteht aus zwei hintereinander stehenden, auf den ersten Blick von einander unabhängigen Teilen, wenn man beide Teile von einem bestimmten Punkt aus betrachtet, dann entsteht daraus ein Ganzes. Um sich Klarheit zu verschaffen sollte man die Dinge, egal welche, immer von mehreren Standpunkten aus betrachten.

Aus 16. Sandskulpturen-Festival in Rorschach (Schweiz)



Mein Fazit dieser durchaus interessanten Kunst:
Der Teufel sitzt sogar hier im Detail, und er spielt die Orgel der Sympathie, in den Augen der Sandskulpturenbetrachter, mit all ihren Mißtönen, bravourös.




2 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...das ist ja Wahnsinn !Hallo liebe Juana - ich kann nur mit staunenden Augen diese Wunderwerke betrachten - da fehlen einem fast die Worte ! Ich habe schon öfters von diesen " Sand-Künstlern " gehört und in den Medien ihre Werke begutachten können - nur real hab ich sowas noch nie gesehen - naja, außer wenn wir selbst an der Ostsee waren ....dort gabs auch schon den einen oder anderen " Sandburgbauingenieur "....aber das ist ja nicht vergleichbar ! Da hast du dir was Gutes getan und für uns alle was mitgebracht - Danke !Ich bin begeistert von diesen Kunstwerken, und nicht nur diesen.......doch ich könnte keines in die erste Reihe stellen - die Entscheidung könnte ich nicht treffen - weil sie Alle so großartig sind !
Aus dem regnerischen Vogtland schick ich mal liebe Grüße zu dir und hoffe noch auf ein paar freundliche Tage - meine Straße führt mich morgen nach NRW......winke winke - bis andermal !

seekoenigin hat gesagt…

Guten Tag Rebekka.

Ja, die Kunstwerke sind in Natura wirklich sehr beeindruckend. Im letzten Jahr wollte ich die Ausstellung schon besuchen, das Wetter war aber für eine Radtour von ungefähr 75 Kilometern nie wirklich passend. Vor der Ausstellung der vollendeten Kunstwerke kann man den Künstlern bei der Erschaffung der Skulpturen zusehen, schade daß Rorschach nicht mal gleich ums Eck liegt, denn sonst hätte ich den Erbauern bei ihrer sicher sehr diffizilen Arbeit gerne das eine oder andere Mal über die Schulter geschaut.
Die detaillierte Ausarbeitung der Skulpturen, bis auf kleinste Kleinigkeiten, ist wirklich erstaunlich und nimmt sicher viel Zeit und Geduld in Anspruch. Das Gesicht des Kindes mit seinen riesengroßen Augen hat mich sehr in den Bann gezogen und auch das Gesicht des in sich und seinem Buch ruhenden "Buddhas".
Diese beiden Skulpturen haben mir persönlich am besten gefallen.
Auch wenn mir die Skulptur "Hoffnung" für solch eine Ausstellung etwas zu, sagen wir, "politisch" ist, so ist die künstlerische, filigrane Ausarbeitung der beiden Figuren nahezu bestechend genau.

Vielleicht besuche ich im nächsten Jahr einmal den Aufbau der Skulpturen, so kurz vor der Vollendung.

Es freut mich wenn ich mit meinen kleinen Ausflügen und den mitgebrachten Eindrücken meinen Lesern etwas "Gutes" tun kann. Vielleicht ist der ein oder andere Leser bei einem Besuch am wunderschönen Bodensee froh um ein paar lohnenswerte Ideen für seine Freizeitgestaltung.

Gute Zeit und gute Fahrt wünsch ich Dir.

Juana