Samstag, 22. Februar 2014

Juana uff dä Wulesaue-Insle

Derzeit könnte man ja nicht unbedingt meinen daß es am See Winter ist. Die Bäume treiben aus, die Vögel singen am frühen Morgen, die Reiher haben die Nester ihrer Kolonie bereits bezogen und das Gras ist frühlingshaft grün und frisch. Am niedrigen Wasserstand des Sees erkennt man aber allzu deutlich daß wir Winter haben. Die Uferzonen sind breit und die Sandbänke im Rhein, sowie im Bodensee werden von Woche zu Woche größer.
Dieser niedrige Wasserstand macht es möglich eine ganz besondere Insel zu besuchen welche nur für drei Monate, von Dezember bis Ende Februar, für Besucher geöffnet ist.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Vor dem Hafen in Kreuzlingen wurde im Rahmen der Sanierung vor Jahren ein kleines Eiland aufgeschüttet. Durch mehrere kleine Weiher auf der Insel entstand ein wunderbares Biotop auf dem zahlreiche Wat- und Wasservögel rasten und brüten, und auf dem sich unzählige Amphibien tummeln. Dort befindet sich auch die Sonnenbank der Graureiher von der ich schon früher berichtet habe. Ende Februar wird die Insel wieder für Besucher geschlossen, damit die verschiedensten, mehr oder weniger seltenen Wasservögel ungestört brüten und die Amphibien laichen können.

Im Sommer wird das kleine Eiland von Hochlandrindern und Wasserbüffeln beweidet und ganzjährig von Wollschweinen, die nicht nur durch ihre Fress- sondern auch durch ihre Wühltätigkeit den Charakter des Biotops erhalten. Letztere haben dem zirka 10 000 Quadratmeter großen Inselchen unweit der Grenze seinen Namen gegeben, man nennt sie die "Wulesaue-Insle".
Über einen kleinen Damm gelangt man im Winter trockenen Fußes auf das Eiland mit den Wollschweinen.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Jedesmal scheucht man eine riesige Schar Enten, Bläßhühner, Möwen und andere Wasservögel auf, die auf der Sandbank Station machen und laut schnatternd und kreischend vor den Besuchern die Flucht ergreifen - immer wieder ein beeindruckendes Schauspiel.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Anfang Dezember traf ich auf dem kargen Inselchen vier Saueli an. Sie sind dunkelhaarig, am Bauch falbfarben, zwei von ihnen haben eine rötliche Tönung im Kopfhaar. Ich habe die beiden Mahagoni und Kirschli, die anderen zwei Saueli und Jagger getauft. Niedlich ist das blond gelockte Ringelschwänzchen.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Je nach Wetterlage und Tageszeit haben sie einen Lieblingsplatz in ihrem kleinen Reich. Eine herrlich matschige Suhle nahe der schweinischen Behausung wird mehrmals täglich aufgesucht. Das Suhlen dient der Haut- und Körperpflege und die Schweine kühlen sich mit einem Bad im Schlamm, denn sie haben keine Schweißdrüsen. In der Nähe der Schweine stinkt es weniger als bei der Haussau "Emma" und sehr viel weniger als bei den Geißen und Zicken in der unmittelbaren Nachbarschaft der Insel.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Die Wulesaueli sind sehr, sehr zutraulich und lieben es gekrault zu werden. Sie stehen dann in Reih und Glied am Zaun und warten geduldig bis sie an der Reihe sind. Die Süßen halten richtig still und grünzeln dann vergnüglich und genüßlich, grad wie eine Katze schnurrt wenn sie gestreichelt wird. Apropos Katze: wenn ich von den Schweinchen komme, dann saugt sich das Fiesel, meine schwarze Katze, fast meine Finger in das Näschen, sie liebt, im Gegensatz zu Kater Jim, den Wulesaueli-Schmeck.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Jagger ist der Anführer, er steht als erstes auf und gibt den ersten Grunzer ab, wenn er mich wahrgenommen hat. Das ist das Signal für die Saubande auf die Hufe zukommen und mir freudig grunzend entgegen zutraben.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Wollschweine sind im Gegensatz zu Hausschweinen keine Allesfresser - wobei einen kleinen Rest Pizza haben sie letztens nicht verschmäht und sich genüßlich darüber hergemacht. Weil mir die Tierchen mit ihren glänzenden munteren Äuglein und ihrem netten Gegrunze soviel Kurzweil und Vergnügen bereiten, wurde es schnell zu einem täglichen Ritual sie zu besuchen und die Schalen von Kartoffeln und Rüben, lahme Salatblätter und Apfelbutzen zu sammeln, um sie den Sauelis mitzubringen. Sie kennen mich nun schon ganz genau und wahrscheinlich riechen sie mich auch schon Meter weit gegen den Wind, denn sie haben ähnlich wie Trüffelschweine einen ausgeprägten Geruchssinn.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Ende Januar habe ich zu meiner Freude acht Schweinchen auf der Wulesaue-Insle vorgefunden. Die vier Neulinge haben noch die Reste blonder Frischlingsstreifen im Fell und sind etwas kleiner als die Alteingesessenen. Es blitzt ihnen auch noch eine Art kindliche Neugierde aus den Augen und ich war sofort verliebt in Iggy, Vreneli, Heidi und des Stuempli.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Am ersten Tag waren sie noch scheu, hielten sich im Hintergrund und haben sich nur am kargen Gestrüpp auf der Insel gelabt.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Aber schon am nächsten Tag haben sie es den alten Sauen nachgemacht und sich über die mitgebrachten Ruebli und Aepfeli hergemacht. Karotten, Gurken und Äpfel mag die schweinische Rasselbande am liebsten. Die Kleinen müssen sich noch schwer behaupten, denn sie werden von den Alten oft böse gebissen und vom Zaun verjagt. Gerade der Jagger ist da sehr unsozial und die Kleinen quietschen ganz schauerlich vor Schmerz. Aber ich habe es inzwischen geschafft den knurrigen Eber auszutricksen und auch den Jungsauelis zu ein paar Leckerbissen zu verhelfen.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Meine Schweineliebe geht mittlerweile schon soweit, daß ich auf dem Wochenmarkt die angefaulten Äpfel und nicht mehr zum Verkauf geeignetes Gemüse erbettle, was mir inzwischen schon von den freundlichen Marktfrauen hergerichtet wird.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Ja, und nun kommen die acht Saueli inzwischen im Schweinsgalopp, freudig grunzend und quickend angetrabt, sobald sie meine Witterung oder besser die der Aepfelis ausgemacht haben, und begrüßen mich mit überaus freudigen Grunzlis. Nach der Fütterung und den Streicheleinheiten werde ich von der schweinischen Rasselbande unter wohlwollendem, sattem Gegrunze bis ans Ende des Geheges begleitet.

Aus Wollschweine - Seekönigins Kuscheltiere ;-)

Noch wenige Tage, dann heißt es leider Abschied nehmen und ich hoffe zumindest die vier Kleinen im nächsten Jahr wieder anzutreffen. Vielleicht erkennen sie mich dann ja wieder, denn Wulesaue sind wie alle Schweine sehr intelligent und gar keine dummen Sauen. Die älteren Tiere hoffe ich natürlich auch wiederzusehen, es kann allerdings passieren daß sie gemetzget werden, da die Tiere aus den Landschlachtereien der Umgebung stammen. Das dunkle Fleisch der Wollschweine gilt unter Feinschmeckern als Delikatesse, denn es ist sehr hochwertig, da es nahezu cholesterinfrei und reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist.

Uf Widerluege!



2 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...soooooooooo schöööööön, liebe Juana ! Schade, daß man die Wollschweine dann im Sommer nicht " besuchen " darf, aber ich glaube, wenns erstmal so richtig bekannt würde, wäre die Schönheit der Insel hin und die Schweine würden ihre " Arbeit " nicht mehr tun, weil ständig Zusatz-Futter "angewandert " käme ! Ich mag nämlich auch Schweine, und die Woll und Lockenschweine ganz besonders....! Eine wunderschöne Dokumentation - danke danke danke ! Hab ein wunderschönes Wochenende ! Liebe Grüße
Rebekka

seekoenigin hat gesagt…

Guten Abend Rebekka.

Gell die sind soooo süüüüß! Besonders in den kleinen Stumpen, 's Stuempli, bin ich ganz vernarrt.
Während der Spiegel des Sees sinkt, steigen die Pegel der kleinen Weiher auf der Wulesaue-Insle immer mehr an, mittlerweile ist es ein großer Weiher geworden. Entsprechend matschig ist das Eiland, was zum Glück etliche Besucher abschreckt und die wenigsten bringen den Sauelis ein Zubrot mit.
Die Wollschweine werden in der kalten Jahreszeit, in der die Insel-Vegetation karg und weitgehend naß ist, mit Pellets zugefüttert und so sind die paar Aepfelis welche ich mitbringe immer willkommen und keinesfalls zu viel oder gar schädlich.
Sobald der Bodensee im Frühling mit Wasser aus den Alpen gespeist wird, ist die Wollschweininsel nur noch schwimmend oder mit einem Boot zu erreichen. Die Insel wird zu einem richtigen Biotop, ohne Besucher.

Ich seh schon, ich hätte weniger Seekönigin werden sollen, sondern Schweinehirt. ;-)

Ein schönes und sonniges Wochenende wünsch ich Dir!

Juana