Montag, 11. August 2014

Von Vierfleck, Blaupfeil, Plattbauch & Co. - oder wie ergeht es Libellen im Regen?

Aus Wasserjungfern

Bei meinen ausgedehnten Beobachtungen an Teich- und Tümpelrändern ist mir aufgefallen daß sehr viele der so hübsch anzusehenden, farbenfrohen und scheinbar rastlosen Libellen, verstümmelte Flügel haben.

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Das Wetter spielt beim sogenannten "Schlupf", also der Geburt einer Libelle, eine große Rolle und bei Unwettern sterben rund 80% der schlüpfenden Libellen.
Ist die Larve voll entwickelt, klettert sie an einen Grashalm oder Schilfstengel aus dem Wasser hinauf und klammert sich oben angekommen, so gut fest wie sie nur kann. Davon hängt nämlich ihr Leben ab.

Aus Wasserjungfern

Sie drückt sich mit aller Kraft gegen ihre alte Haut und so entsteht am Rücken ein kleines Loch, durch das die Wasserjungfer schlüpft. Ist der Oberkörper aus der Hülle, reißen die sogenannten Tracheenschläuche ab und Atemlöcher werden frei. So verharrt die Libelle einige Minuten, die alte Haut trocknet und ihre Beinchen härten aus, sodaß sie nun vollständig aus der alten Haut schlüpfen kann. Wenn die Larve während dem Schlupf den Halt verliert oder die alte Hülle ins Wasser fällt solange sie noch mit ihr verbunden ist, muß die Libelle sterben, da die Flügel noch zusammengefaltet sind, ähnlich wie kleine Rolläden. Erst wenn sie ihren Körper und ihre Flügel mit Körperflüssigkeit aufgepumpt hat entfalten sich ihre zarten Flügel. In dieser Phase sind sie besonders empfindlich, bei starkem Wind können sie knicken oder miteinander verkleben, bei Regen können die Flügel nicht richtig aushärten, auch dann muß die Libelle sterben, weil sie flugunfähig bleibt.
Sind die transparenten Flügelchen vollständig ausgehärtet macht die Wasserjungfer ihren ersten Flug, den sogenannten Jungfernflug.
Erst nach dieser "Bewährungsprobe" hat die Libelle eine Chance, die nächsten sechs bis acht Wochen zu überleben.
Was für ein Geburtskampf für solch eine kurze Lebensdauer!

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Aus Wasserjungfern

Die von mir beobachteten Libellen mit den verstümmelten Flügeln haben also Schlupffehler und wurden nicht etwa durch Flugunfälle oder ihre natürlichen Feinde verstümmelt.
Naja, es ist ja auch kein Wunder bei diesem anhaltend beschissenen Sommerwetter, welches am Bodensee von Starkregenfällen und oft stürmischen Winden geprägt ist. Der Sommer 2014 ist also kein Jahr für eine zahlreiche Libellenpopulation, um so mehr freue ich mich verschiedene Quell-, Moos- und Mosaikjungfern, Heide- und Feuerlibellen in meiner kleinen Libellengalerie präsentieren zu können. Leider fehlen die großen Königslibellen, aber diese, mich so vollkommen faszinierenden Tiere, lassen sich nie zu einer kurzen Pause nieder, sondern schwirren rast- und ruhelos propellernd übers seichte Gewässer.



2 Kommentare:

Beast vom Drachenberg hat gesagt…

Guten Abend Eure Seekönigliche Hohheit :-)
Mal abgesehen von den verstümmelten Flügeln der Libellen - wunderschöne Fotos. Wie kriegst Du die bloß hin?

liebe Grüße aus dem gewittrigen Erzgebirge an den See

seekoenigin hat gesagt…

Guten Morgen Frau Erzgebirgsdrachen. :-)

Die Libellen sind wunderschön! Das ist natürlich die Voraussetzung für schöne Photos. Dazu braucht es einfach noch Geduld und Spucke, wie man so schön sagt, ein ruhiges Händchen und der Rest erledigt dann meine gute Lumix, die ich nicht mehr missen wollte.

Einige Bilder habe ich an einem winzigen Tümpel in einem kleinen Wiesenstück beim Naturschutzgebiet geschossen. Ein ganz herrliches und ruhiges Fleckchen zwischen Bahnlinie und Bundesstraße. Dort wird in den nächsten paar Jahren alles platt gemacht für den Ausbau der Bundesstraße und einen riesigen Discounter. Wie ich läuten gehört habe, hält der NABU für den Bau eines neuen großen Vereinsheims still und läßt die Vergewaltigung der Natur zu. Es ist zum davonlaufen!
Wie wenn wir hier in und ums Städtle nicht genug Discounter hätten. Es wird immer enger für die Natur. Die Bürger und die Stadtobrigkeitshanselen wissen wohl, für noch mehr Konsum, Kommerz und Verkehr, nicht mehr zu schätzen in welch herrlichem Fleckchen Erde sie eigentlich leben.

So, das mußte ich einfach mal sagen!

Herzliche Grüße vom, ausnahmsweise mal nicht verregneten, See

Juana