Samstag, 26. Mai 2012

Adieu du schöne Welt oder der Anfang vom Ende

Schon letzte Woche hat mich an meinem Steg ein Feuerwehrschiff genervt. Anlegen haben die geübt, mal längs, mal am Ende von meinem Steg, der Diesel hat gestunken und mein See war aufgewühlt, das Schwimmen hat' s mir grad verleidet.



Am Donnerstag traf ich auf meinem Steg Tarnfarben und Springerstiefel tragende Männekens. Je 6 Mann auf zwei motorisierten, schwarzen Schlauchbooten nahmen von meinem Steg Besitz und sondierten die Lage, zu Land, zu Wasser und auch in der Luft.

Auf meine bescheidene Anfrage hinter welchem Busch denn der Feind lauert, erhielt ich aus stolz geschwellter, khakifarben bekleideter, oberkommandörlichen Heldenbrust und aus heldenstolzer Soldatenkehle die Information, dass im Rahmen von Terrex 12, ein trinationales Katastrophenszenario inszeniert wird um den Ernstfall zu proben. Es wird ein Schiffsunglück geben und die Evakuierung verletzter und tot geborgener Menschen geprobt. Die Opfer werden an meinem Steg zu Land gebracht um dann im Lazarett, welches sich oberhalb meines Stegs befinden wird, behandelt oder für tot erklärt werden.

Dann ist er abgerauscht, der schnauzbärtige Herr Oberkommandör, Hacken zusammen, gekehrt Marsch Marsch und Augen gerade aus, ging' s zur Inaugenscheinnahme des noch nicht vorhandenen Lazaretts.



Ich hab dann mal die tumben Jungs interviewt, um welche Uhrzeit das Spektakel denn abgehn soll. Meine Herren! Also wenn ich mir überlege ich müsste mich im tatsächlichen Ernstfall auf so geistig minderbemittelte Idioten verlassen, die blind Kommandos entgegennehmen ohne Bescheid zu wissen was Sache ist und dem Oberaffen hinterher rennen, der nur seine Karriere und die Orden an seiner stolz geschwellten Heldenbrust kennt, dann Mahlzeit, Frau Seekönigin.
Die haben gar nichts gewusst! Kleine, dumme Buben, keine Soldaten!
Aber ich hatte dann eine Ahnung was die Anlegemanöver des Feuerwehrschiffs an meinem Steg für einen Zweck hatten!

Zu Hause habe ich mich übers Internet über Terrex 12 informiert. Ich zitiere:
Vom 22. bis 24. Mai 2012 überprüfen militärische Verbände aus der Schweiz, Deutschland und Österreich gemeinsam mit zivilen Rettungskräften ihre Fähigkeiten in der Bewältigung von Krisenszenarien. Geübt wird an den vier Standorten in Konstanz, Kufstein, Fischbach sowie Füssen/Reutte.

In meinem Städtle gab es außer der Schiffskatastrophe, einen brennenden Gastank und gefährliches Treibgut in Form von 40 dicken Baumstämmen. Wenn es interessiert, kann sich hier informieren: Die geplante Katastrophe

Naja, am Freitag bin ich trotz geplantem Katastrophenszenario an meinen Steg und konnte tatsächlich noch meine tägliche Runde schwimmen, bevor das Spektakel seinen Lauf nahm.







Der Herr Oberkommandör hat mich gleich informiert, dass es heute etwas turbulent, aber sicher interessant für mich auf dem Steg werden würde. Ich hab nur gemeint, dass ich für solch einen Irrsinn keinerlei Verständnis habe und kein Interesse an militärischen Veranstaltungen.
Danach hat mich der heldenstolze Herr Oberkommandör keines Blickes mehr gewürdigt. *lach*

Auf dem Nachhauseweg habe ich mich dann ziemlich aufgeregt über einen Bundeswehrhubschrauber der einen riesen Krach gemacht hat und mehrmals auf der Wiese vor dem Freibad gelandet ist, dort lebt am Teich mindestens ein Fischreiher den ich täglich beobachte. Der Reiher gehört da hin, ein Militärhubschrauber hat da nichts verloren.



Ganz schlimm fand ich auch die sensationsgeilen Mitbürger, die sich einen Logenplatz an der Promenade gesichert und zum Teil ihre eigenen Klappstühle mitgebracht hatten, um diese fragwürdige Veranstaltung in vorderster Reihe zu beobachten.









Ich habe dann auch erfahren, dass die Bergung des Treibgutfeldes zu einem militärischen Volksfest inszeniert wurde.

Eine grenzübergreifende Katastrophenschutzübung ist in Ordnung, das Technische Hilfswerk, das Rote Kreuz und andere zivile Einsatzkräfte für einen Ernstfall fit zu machen will ich nicht kritisieren, aber eine promilitaristische Jubelveranstaltung kann ich allerdings nicht gutheißen.

Deswegen habe ich auch eine Demonstration gegen Terrex 12 besucht und war enttäuscht wie wenig Interesse bei der Bevölkerung vorhanden war. Die Bullenpräsenz war größer als die der Demonstranten, die Mikrophone waren derart leise eingestellt, dass die Reden der wenigen Demonstranten im Trubel der Passanten untergingen.





Zwei Jahre hat man mit der Planung von Terrex 12 zugebracht, alles wurde bis aufs Kleinste durchdacht. Nur eines wurde vergessen, wie man seinen Arbeitsplatz ordentlich verlässt. Vielleicht wäre besser daran getan die Rekruten zu etwas mehr Umweltbewusstsein und verantwortungsbewusstem Handeln zu erziehen, als zu nicht denkenden Kampfrobotern.



Diese Veranstaltung hat mir Angst gemacht!

Wie schlimm werden die Naturkatastrophen an meinem See wohl werden? In dem Maße wie hier täglich Chemtrails ausgebracht werden, die uns nicht nur krank machen, sondern auch nachhaltig unser Klima verändern muss man ja mit Schlimmerem rechnen. Die Welt titelt in ihrer Online-Ausgabe sogar mit Alpenländer proben für Mega-Katastrophen.

Eine Katastrophe ist schon schlimm genug, wie schlimm ist bitte eine Megakatastrophe?

Eines ist jedenfalls klar: Die Bundeswehr hat die Aufgabe das Land gegen Angriffe von Außen zu verteidigen, für die innere Sicherheit ist ausschließlich die Polizei zuständig. Diese Gewaltenteilung ist im Grundgesetz verankert. Eine Auflösung dieser Trennung würde für uns Bürger zu noch massiveren Einschränkungen unserer freiheitlichen Rechte führen und am Ende in einen totalitären Staat.

Deswegen hat die Bundeswehr an einer Katastrophenschutzübung überhaupt nichts verloren.



6 Kommentare:

Helga hat gesagt…

Schöne Pfingsten für dich liebe Königin!

:-)

Bestimmt haben unsere olivgrünen Jungs dein Hoheitsgebiet wieder verlassen und der Steg gehört wieder dir allein!

Viel sag ich dazu nicht (du kennst ja den Grund) ...
aber Eines wär mir doch wichtig mit "untertänigstem Verlaub" -

... der "Fahneneid" (ein "ungutes" Wort für Manchen, ich weiß) verpflichtet die Soldaten nicht nur zum Verteidigen der Nation, sondern auch zu jeglicher Hilfe bei Katastophen, etc ... und ich finde, es ist immer noch besser, das Üben eines solchen Szenarios durch zu exerzieren, als im Schlamm mit dem Schießgewehr und Marschgepäck durch die Gegend zu robben ....

Geniesse den See - hier am Lechfeld ist es leider heute morgen bedeckt ...

Ganz viele liebe Grüße zu dir von Helga

seekoenigin hat gesagt…

Guten Morgen Helga.

Danke, ich genieße die Freizeit die mir die Feiertage bescheren.

Die Tarnfarbenträge waren nicht nur an meinem Steg, sie waren überall in der Stadt präsent.
Der sich ohnehin ständig stauende Verkehr wurde durch Straßensperrungen, wegen den geplanten Katastrophen noch verstärkt.

Das stößt bei mir auf volles Unverständnis. Die Planung von Terrex 12 weißt hier eine böse Lücke auf.
Vor dem Pfingstwochenende mit anreisenden Touristenströmen und Tagesbesuchern solch eine zusätzliche Verkehrsbehinderung herbei zuführen.

Wenn die Bundeswehr keine Arbeit hat, sollte sie eben noch weiter reduziert werden. Ein Krieg wird so und so grausam werden, gegen Massenvernichtungswaffen, biologische und chemische Kampfstoffe ist auch das Militär machtlos.

Ich finde es vollkommen unmöglich, dass solch eine Übung zu einer Schauveranstaltung für das Militär aufgezogen wird! Während die Uniformierten auf mich eine beängstigende Wirkung haben und ein ungutes Gefühl verursachen, so werden durch solche Schauveranstaltungen bei Kindern und kritiklosen Zuschauern positive Gefühle beim Anblick von Soldaten ausgelöst. Statt den Ernst so einer Katastrophenübung zu unterstreichen wird dem Ganzen, mit Militärkapelle und Fressbuden, Volksfestcharakter verliehen.

Außerdem ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass auf dem See ein so großer Dampfer untergeht, der es nötig macht militärische Hilfe anzufordern. Auch eine Panne in den 60ger Jahren am hiesigen Gaswerk wurde damals von zivilen Kräften gemeistert und eine größere Katastrophe verhindert.

Einen hoffentlich doch noch sonnig schönen Sonntag auf dem Lechfeld wünsch ich Dir.

Mit lieben Gruß
Juana

Anonym hat gesagt…

Hallo Seekönigin,

ich habe damals als der Wiebke kam auch 6 Monate im Wald aufgeräumt. Es gibt, denke ich eine Grenze, ab wann der Einsatz nicht mehr erlaubt ist. Desweiteren gibt es ja das THW und die Feuerwehr, um im Katastrophenfall zu helfen. Beim Oderdeichbruch waren wohl auch THW und Feuerwehr froh, das die Bundeswehr noch zur Hilfe kam.

Aber die trennung zwischen innerer und äußerer sicherheit sollte schon vollzogen sein.

LG Detlef

seekoenigin hat gesagt…

Hallo Detlef.

Das was auf uns zu zukommen droht, wenn die Bundeswehr Krieg im eigenen Land probt, das könnte zerstörerischer ausfallen als der OrkanWiebke. Wir, das gemeine Volk werden doch am wenigsten informiert und ich glaube prinzipiell nichts mehr was uns weis gemacht wird.

Bei den Aufständen Jugendlicher in Frankreich, vor ein paar Jahren und in England im letzten Jahr, die gegen die herrschenden sozialen Zustände auf die Straße gingen, wurde Militär eingesetzt.
Die sozialen Strukturen sind ungerecht und es wäre auch hier zu Lande nötig mal aufzustehen und gegen die herrschende Ungerechtigkeit zu revoltieren! Das wir früher oder später auch kommen und dann will ich uns sehen, wenn unsere Kinder oder gar wir selbst, im Kampf für unsere bürgerlichen Rechte vom Militär niedergeknüppelt oder gar erschossen werden.
Das ist kein Schwarzsehen von mir, das ist die drohende Realität.

Es wurde übrigens schon gegen Demonstranten, die zum Beispiel gegen den Castor Transport und gegen den G8 Gipfel demonstriert haben, Militär eingesetzt.
So viel zur strikten Trennung von ziviler und militärischer Sicherheit in diesem Staat.

Außerdem sollte man einmal das Wort Terrex untersuchen. Terra (die Erde) - ex und weg oder steht die Silbe Terr etwa für Terror. Terror gegen die eigene Bevölkerung?

Wie auch immer, für mich bedeuten Soldaten und Militärparaden nichts Gutes und ich finde solch fragwürdigen Veranstaltungen wie dieses Terrex 12, äußerst bedenklich.

Auch Dir einen lieben Gruß
Juana

Anonym hat gesagt…

Hallo Seekönigin,

ich kenne kein System, das alle Menschen zu 100% mitgenommen hat, weder jetzt noch aus der Vergangenheit.
Vielleicht muss man sich auch in Eigeninitiative mehr gegenseitig helfen. Ich mache schon lange Zeit ehrenamtlich Mathe/Pysik Nachhilfe und kümmere mich um Lehrstellen.

Die Frage ist wie kann man ein gerechteres System gestalten.
Wenn die 10 reichsten Milliadäre ihr Vermögen den Deutschen schenken würden, dann reden wir über 1440 € für jeden Deutschen.

Es geht meiner Meinung mehr um eine geistige Verarmung in der Gesellschaft, die es zu stoppen gilt.
aber ein Patentrezept habe ich auch nicht


LG Detlef

seekoenigin hat gesagt…

Hallo Detlef.

Dein letzter Satz hat mich richtig beeindruckt:

Es geht meiner Meinung mehr um eine geistige Verarmung in der Gesellschaft, die es zu stoppen gilt.

Damit triffst Du wohl den Nagel auf den Kopf, während ich nur um den heißen Brei herum rede.

Ich erinner mich an deine ehrenamtliche Tätigkeit, stimmt.
Das ist auch richtig löblich und heut zu Tage sehr selten geworden.

Nur, die reichsten Menschen dieser Welt sitzen auf ihrer Kohle und lachen sich bucklig an unseren Bemühungen, soziale Gerechtigkeit einzufordern.

Es gäbe eine Art Patentrezept, nur braucht es eine Eselsgeduld und ausdauernde Mitstreiter.
Die Mitmenschen ständig und immer wieder dazu anzuhalten, der geistigen Verarmung, wie du es treffender nicht benennen könntest, Einhalt zu gebieten. Zum Beispiel in einem Blog auf Missstände aufmerksam machen, zum Beispiel ehrenamtlich Gutes tun.
Ein Jeder auf die ihm mögliche Weise.

Ein Tropfen der Kreise zieht, ein Funken der das eigenständige Denken entfacht....

In diesem Sinne danke ich für deinen Kommentar und wünsche einen schönen Feierabend.

Juana