Sonntag, 18. März 2012

Der "morbide Charme" einer Stadt am See

Als Seeanwohner mag man sich nicht unbedingt unter die meist nervigen Touristen quälen und so bleiben Besuche anderer Städte am See und Touristenattraktionen meist Erinnerungen der Kindheit.

Seit Juli 2005 verbindet die zwei größten Städte meines Sees, das Fährschiff der Katamaran. Anfangs nur Constanze, stellvertretend für meine Stadt Konstanz und Fridolin, der Friedrichshafener für die Stadt des Zeppelins, irgendwann gab es ein drittes Schnellboot, den Ferdinand.
Ich mag die Schiffe nicht. Sie stören mit ihrem Gestampfe und mit ihrem klotzigen Aussehen, mein ästhetisches, königinnenliches Auge. Und warum muss man es immer so eilig haben und im Schnellboot die seeische Idylle an sich vorbei fliegen lassen. Die Zeit ist doch hektisch genug.

Naja, trotzdem hab ich mich dieser Tage aufgemacht, endlich nach sieben Jahren, und habe mal die Stadt über'm See besucht, solange noch der Winterspezialpreis von 10 Euro für die Überfahrt gültig ist. Den regulären Preis von 19.80 Euro finde ich ziemlich heftig.

Der frische Fahrtwind weht einem recht kräftig um die Nase, besonders nachdem der Katamaran die Konstanzer Bucht verlassen hat und Schub gibt, dann geht es mit 40 km/h über'n See.
Das hat unbedingt etwas, nämlich ein erhebendes Gefühl der kleinen Freiheit, auch wenn er vom Ufer aus betrachtet wie ein blechernes Monster erscheint.



Trotz trüber Sicht war die Überfahrt klasse und nach ungefähr 40 Minten tauchten im nebligen Gedöns, die bei klarer Luft weithin sichtbaren, Türme der Friedrichshafener Schloßkirche auf.



Der Hafen von Friedrichshafen ist unspektakulär, keine Hübschlerin, kein Löwe wacht über die Hafeneinfahrt, einzig ein frei schwingender Turm mit Aussichtsplattform schmückt die äußerste Mole.
Der Ausblick auf die Berge, war trotz dem künstlich erzeugten Sprühnebel beeindruckend, so scheint der Säntis, mein Hausberg noch näher als von meiner Promenade aus.



Die Promenade gleicht der von anderen Städten am See, ein Cafè nach dem anderen und im Sommer verseucht von der gemeinen Spezies Tourist.
Der Uferbereich ist nur teilweise zugänglich und Privatgrundstücke mit Stacheldraht sichern gegen unerlaubtes Betreten. Auch der Schlosspark, der in Privatbesitz des Hauses derer von Württemberg ist, ist nicht zugänglich. Leider!

Hier meine schönsten Impressionen der Stadt am Nordufer meines Sees.













Diese Uferpromenade hat für mich einen etwas morbiden Charme, was vielleicht auf der Tatsache beruht, dass Friedrichshafen von den alliierten Bombern, wegen seiner Rüstungsindustrie der Firmen Dornier, Maybach und die Zeppelin-Luftschiff GmbH, im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde.

Trotzdem ein wunderschöner Tag und mit diesem Panoramablick verabschiedete sich Friedrichshafen von seiner königinnenlichen Besucherin aus dem Städtle an Deutschlands letztem Zipfele.



Und mit Volldampf voraus ging's immer der untergehenden Sonne entgegen...



und am Horizont erschien bald, in gülden glänzendes Licht getaucht, die bekannte Silhouette meiner Stadt am See.


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Juana,

wieder mal sehr schöne Bilder. Ich kenne keine Bilder aus der Vorkriegszeit von FN, aber leider hat dieser unsinnige Krieg viele schöne Bauten auf ewig zerstört und damit das Gesicht vieler Städte in Europa und natürlich auch weltweit vernarbt.

Aber der Bodensee mit seiner Natur, den nahen Bergen kann da vieles wieder wett machen.

Gruss

Detlef

Rebekka hat gesagt…

......niemand könnte es besser beschreiben und schöner darstellen - danke liebe Juana ! Fast beneide ich dich um deinen schönen See, der an jeder kleinen Bucht, nach jedem Kilometer anders aussieht....und das sag ich , obwohl ich auch zur Spezie " Tourist " gehöre ! Ich kann hier nur mit Wald, mit waldbewachsenen Hügeln und .....das wars auch schon.....dagegenstehn, aber die Perlen muß man eben suchen....!
...und da mach ich mich mal gleich auf, zumindest in die Botanik erstmal....!
Einen schönen Sonntag für dich...

seekoenigin hat gesagt…

Hallo Detlef.

Das fotografieren hat mir wie immer Spaß gemacht und ich habe mich über die ungewöhnlichen Motive an der Promenade richtig gefreut.

Wie es vor dem Krieg aussah weiß ich auch nicht, dafür sind die Bilder zu unscharf und zu klein, die ich im net gefunden habe.
Aber den Grad der Zerstörung kann man, gerade an alten Postkarten sehr gut ausmachen und der war enorm.

Mit liebem Gruß
Juana

seekoenigin hat gesagt…

Huhu Rebekka,

ich glaube jede Landschaft hat seine eigensten Reiz und ich glaube die "Heimat" ist immer schön, auch ohne See.

Wobei ich schon sehr glücklich bin dort zu leben, wo andere Leute Urlaub machen, auch wenn der See über die Sommermonate gnadenlos von Fremden überlaufen ist.

Viel Spaß in der sonntäglichen Frühlingsluft!
Juana

Rebekka hat gesagt…

....na klar - es wäre ein Sünde, wenn ich nicht mein Vogtland lieben würde und seine Schönheit in Frage stellte....nur ist es eben leider oft so,daß man grade das am schönsten neidet, was man eben nicht hat ! Gut - ich könnte ja auch ans " vogtländische Meer " fahren,an die Pöhl oder an unsere Talsperre, gleich vor meiner Haustüre..! Aber dazu muß es noch etwas schöner werden, bis jetzt ist dies nur den ganz festen Wanderern zuzumuten - so über Stock und Stein.....das ist nix für meiner Mutter fußlahmes Kind..!
Naja.....und die Freiluftcafe`s sind hier sehr rar .
Tja, zum Perlen suchen kam ich auch nur bis ans Gartentor - Besuuuuuuuuuch !!
Einen schönen Abend für dich und komm gut in die neue Woche.......

seekoenigin hat gesagt…

Ich neide dir nicht, aber ich beneide Dich um die Ruhe, welche du hast.
Ruhe habe ich nämlich über die Hälfte vom Jahr nicht.

So schön der See ist, aber die Heimsuchung in Form von Touristen aus aller Welt ist unerträglich.
Das ist der Nachteil, wenn man dort wohnt, wo andere Leut Urlaub machen.

Und teuer ist hier alles! Nicht nur für die Touristen, denn die Einheimischen genießen unfairer Weise nirgendwo den Eingeborenen- Bonus.

Gleichfalls Grüße und einen fröhlichen Start in die neue Frühlingswoche.
Juana

Helga hat gesagt…

Schöne Montagsgrüsse aus dem Regen ...

Was für ein Anblick!
Das Eckchen vom See, das ich besonders mag! :-)

Obwohl du in Worten nicht sehr "gnädig" warst über das andere Ende vom See - die Bilder sind wunderschön ... und ich freue mich schon wieder, sie in Natura sehen zu können!

Helga vom Lechfeld

seekoenigin hat gesagt…

Guten Morgen Helga.

Hab ich mir gedacht, dass Dir dieses Fleckcken See bekannt vor kommt. ;-)

Also die Mole mit dem Rosenbogen, die tät ich glatt gegen meinen Steg eintauschen.
......aber vorher mit Stacheldraht und buntem Sichtschutz gegen die Touristenhorden absichern. *laaach*

Sonnige Grüße trotz montäglichem Regen sendet
Juana