Donnerstag, 11. Oktober 2012

Einmal Burgfräulein und zurück

Heute endlich mal ein trockener Tag, aber von Sonne leider keine Spur. So beschloß ich die Festungsruine Hohentwiel im benachbarten Singen zu besuchen, welche mit dem schönsten Panorama Baden-Württembergs wirbt, und die mit neun Hektar Fläche, größte Festungsruine Deutschlands ist.
Gedacht, getan und schon war ich mit meinem Velo am Bahnhof. Der Drahtesel wollte nichts zahlen, denn am Fahrkartenautomat ließ sich partout keine Fahrkarte für Zweiräder lösen.

Ich hab mich so auf die Höhe und etwas Sonne gefreut, das ich die langweilige, halbstündige Zugfahrt nur mit Ungeduld ertragen habe.
Singen ist die Stadt der Maggi-Werke und das Tor zu den vulkanischen Hegaubergen, und sowas von triest und wüst, da ist mein Fahrrad fast von selbst Richtung dem, bis an den Rand vollen Flüßchen Aach und dem Fuße des Hohentwiels gefahren, vorbei an der Bundesgartenschau, und dann bot sich ein schreckliches Bild.
Der Hohentwiel, und um seinen Gipfel jagten Nebelschwaden. Ich ahnte es, ich fuhr nicht der Sonne entgegen, sondern ich gelangte eher vom Regen in die Traufe.



Es war ja noch früh am Tag und bekanntlich verzieht sich der Nebel im Laufe des Nachmittags - jedenfalls am See. Aber nicht auf dem Hohentwiel! Dabei hat mir meine Haushaltsperle, eine stolze Singenerin, das ganze Jahr über erzählt, in Singen gäbe es eben, im Gegensatz zu Konstanz fast nie Nebel, denn der See ist ja soooo weit weg. *hüstel* Na der glaub ich aber nächstes Mal nichts mehr!!!

Auf halber Höhe des Vulkanberges lehnte ich so ziemlich aus der Puste, mein Stahlrößchen an einen Baum, in der Hoffnung es auf dem Rückweg wiederzufinden, und machte mich den Rest des Wegs zur Ruine, zu Fuß auf.

Groß und mächtig wirkt diese von unten, schließlich war sie zu früheren Zeiten eine Trutzburg und galt als uneinnehmbar.



Bis auf eine Schulklasse, deren Ausflügler lieber mit ihren Handys und Gameboys oder wie die Dinger heißen, rumspielten, als den lehrreichen Worten der Lehrerin zu folgen, hatte ich so ziemlich meine Ruhe. Eine Alt-Herren-Gruppe rutschte und schlitterte mir mit falschem Schuhwerk entgegen und eine Russenfamilie fuhr mit ihrem Mercedes-Benz, sogar bis obenhin zum rohen Pflastersteinweg, des Ruinengeländes. Schätze die Damen in ihren Stöckelschuhen hatten ihr Vergnügen auf den nebelnassen, moosigen und ungeschliffenen Steinen des Weges.
Wahrscheinlich waren für diese Damen die Verteidigungsmauern und Kasematten der trutzigen Ruine eben so unbezwingbar, wie für Feinde und Angreifer in grauer Vorzeit.

Ich hätte mir blauen Himmel und gute Sicht gewunschen, es wären tolle Photos geworden! Der See, die Schweizer Berge, die benachbarten vulkanischen Hegauberge, wie zum Beispiel der Hohenkrähen, der Hohenstoffeln, der Mägde- und der Heilsberg, ein tolles Panorama. Naja, ein anders Mal vielleicht, schließlich laufen die Herren Vulkanberge nicht davon.

Immerhin konnte ich mich als Burgfräulein Juana fühlen und mir lebhaft vorstellen wie klamm und zugig es die Bewohnerinnen anno dazumal in ihrer steinern Trutzburg hatten.



Fröhlich pfeifend machte ich mich irgendwann trotz Klammheit auf den Rückweg und war hocherfreut mein treues Stahlroß ohne Probleme wiederzufinden, und schon ungeduldig scharrend machte es sich sogleich auf den Weg, hinaus aus diesem heute so nebligen und ungastlichen Hegau.

Auch diesmal wollte sich keine Fahrkarte für das Zweirad lösen lassen und so stellte es sich unauffällig in eine Ecke vom Zug. Es war diesmal sogar der Schnellzug und nicht die Bummelbahn und so kippte der treue stählerne Gefährte zweimal um und holte sich eine dicke Beule am Blechle.

Liebe Bundesbahn, ich muß das hier mal kurz erwähnen, für die Ungastlichkeit gegenüber mitgebrachten Rädern ist ein Aufpreis eine rechte Unverschämtheit!
Kein Wunder das die Schwarzfahrerei blüht!

Aber, wir steigen in Konstanz aus dem Zug und die Wolken lichten sich ein wenig und wir erhaschen doch noch einen heißersehnten Sonnenstrahl.

2 Kommentare:

Rebekka hat gesagt…

...guten Morgen liebe Juana....stell dir vor, ich wäre zur gleichen Zeit mal wieder in Singen gewesen und wir hätten uns ganz rein zufällig auf dem Hohentwiel gesehen.....einen schönen Bericht hast du wieder verfaßt, dankeschön! Als ich letztens den Singener Hausberg " bestieg " äh befuhr, hatte meine Kamera Ladehemmung , aber es wäre herrliches Sonnenwetter gewesen.....nun ja, der Berg bleibt ja stehn, wenns kein Erdbeben gibt....um Gotteswillen ja nicht, sonst liefe ja dein See aus.......
Ich schick dir ein paar Sonnenstrahlen , hier sind genug davon.......und lieben Gruß von mir..

seekoenigin hat gesagt…

Guten Abend Rebekka,

na das wär' s ja gewesen. *lach*
Ich war schon Jahre nicht mehr auf dem Hohentwiel, zuletzt als mein Kronprinz vier oder fünf Jahre alt war und da hätte ich den Klettermaxen am liebsten angeleint!

Eine alte Burgruine im Nebel hat auch seinen Reiz, man erwartet bei jeder Ecke, daß dahinter der Burgvogt und Raubritter Johann Christof Popolius Mayer hervorjuckt, der auf dem benachbarten Hohenkrähen um 1300 gelebt hat und aufgrund eines Fluches, seit seinem Ableben die Gegend als der Poppele vom Hohenkrähen durch Spuk und Schabernack beunruhigt. Huuuuuhuuuuhuuuuuuuuu, ab und an meinte ich Ketten rasseln zu hören und einen kopflosen Schatten um die Ecke schweben zu sehen. *lach*

Naja, wer weiß wie groß die Naturkatastrophen am See werden. Erdbebengefährdet ist das Bodenseegebiet, wegen dem Zollern-Alb-Graben ohnehin, und wer von uns hätte im vorigen Jahrhundert gedacht, das unser Land heute von Tornados heimgesucht wird. Durch die Aerosoloperationen und die damit verbundenen Klimaveränderungen sind schwere Erdbeben und andere Katastrophen in zunehmendem Maße gar nicht so abwegig.

Danke für die Sonnenstrahlen, morgen soll es auch am See welche geben. Falls nix dazwischenkommt!

Geruhsamen Abend wünscht

Juana